Justiz: Synthetische Drogen: Auf Briefpapier geträufelt in Gefängnis

Lässt sich die Justiz austricksen? Das kann passieren – auch der Drogenschmuggel in hessische Justizvollzugsanstalten modernisiert sich. Zugleich gibt es dabei weiter sehr alte Methoden.

Auch hessische Gefängnisse sind zunehmend Ziel von unsichtbaren und geruchlosen Drogen, die auf Papier in Briefen geträufelt in die Zellen gelangen. Zuvor werden diese sogenannten Neuen psychoaktiven Substanzen (NpS) mit Lösungsmitteln verflüssigt, um mit privater oder gefälschter Verteidigerpost an Gefangene versandt zu werden, wie das Justizministerium in Wiesbaden der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Die Empfänger hinter Gittern legen kleine Schnipsel der Briefe in Zigaretten ein und rauchen diese.

Bei Zweifeln an der Identität eines Absenders von Verteidigerpost werde daher bei diesem zur Sicherheit nachgefragt, wie das Ministerium weiter erklärte. Im Gefängnis in der Landeshauptstadt Wiesbaden wird zudem seit Jahresbeginn ein besonderer Ionenmobilitätsspektrometrie-Scanner erprobt, um NpS in Briefpapier aufzuspüren. Der Konsum dieser Designerdrogen könne zu lebensgefährlichen Nebenwirkungen führen.

„Es gibt immer neue Versuche, die Justiz auszutricksen und Drogen in die Anstalten zu schmuggeln“, betonte Justizstaatssekretärin Tanja Eichner (CDU). „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen sich immer wieder auf neue Phänomene einstellen und diesen aufgrund ihrer Erfahrungen sowie ihrer besonderen Aufmerksamkeit und Umsicht wirksam begegnen.“

Auch mit Würfen von Gegenständen über die Außenmauer der Gefängnisse gelangen laut Justizministerium Drogen hinter Gitter. Sehr selten seien zudem Mitarbeiter der Gefängnisse involviert. Besucher hätten auch schon versucht, über den Austausch einer mit Kaffee gefüllten Tasse oder in einer Chipstüte Rauschgift in Justizvollzugsanstalten zu schmuggeln.

Mitunter bringen die Häftlinge dem Ministerium zufolge die Drogen auch selbst bei ihrer Aufnahme ins Gefängnis mit oder nach einem Freigang oder im offenen Vollzug. Entweder würden die Stoffe am oder im Körper transportiert – „das heißt, die Drogen werden rektal oder vaginal eingeführt oder geschluckt“. Dafür werden oft Kondome verwendet. Doch nur bei einem konkreten Verdacht darauf dürfe eine ärztliche Untersuchung von Körperhöhlen vorgenommen werden, erklärte das Justizministerium.

Drogenspürhunde, Videoüberwachung von übersichtlich gestalteten Besucherräumen und durchsichtige Besuchertische mit Durchreichsperren unter der Oberfläche sollen Drogenschmuggel in Gefängnisse verhindern.

In Hessen gibt es laut Justizministerium 16 Justizvollzugsanstalten und zwei Zweiganstalten sowie eine Jugendarresteinrichtung in Gelnhausen im Südosten des Landes. Zum Stichtag 18. Juni befanden sich 4372 Gefangene in Haft in Hessen, Menschen in Arrest wurden dabei nicht mitgezählt.