Die Anklage spricht von „mafiösen Strukturen“: 16 Männer sollen vor allem in Bayern und im Südwesten Geldautomaten gesprengt und Beute in Millionenhöhe gemacht haben. Es droht ein zähes Verfahren.
Sie schlugen laut Anklage bei Banken bundesweit zu und machten Beute in Millionenhöhe: 16 Männer aus den Niederlanden und Belgien sollen eine Vielzahl an Geldautomaten vor allem in Bayern und Baden-Württemberg gesprengt haben. Vor dem Landgericht Bamberg begann am Montag unter viel Aufwand der zweite Anlauf, die Taten vor Gericht aufzuarbeiten. Ein erster Versuch scheiterte Anfang Mai, weil sich Verteidiger damals unter anderem darüber beschwerten, Beweismaterial und Akten zu spät bekommen zu haben.
Beim neuerlichen Prozess-Auftakt konnten auch die Anklageschriften verlesen werden. Darin warf die Staatsanwaltschaft der mutmaßlichen Bande „mafiöse Strukturen“ vor: Ihre Taten sollen die Männer genau geplant, die Umgebung der Geldautomaten genau ausgekundschaftet und ihre Rückkehr in die Niederlande nach den Sprengungen genau vorbereitet haben. Um nicht gefasst zu werden, sollen sie Nummernschilder fremder Autos für ihre Fahrzeuge gestohlen haben. „Der Ablauf spielte sich immer weiter ein“, hieß es. Die Aufgaben innerhalb der Bande sollen genau verteilt gewesen sein, man habe sich auch hocharbeiten können vom „Logistiker“ zum „Sprenger“.
Um zu ihrer Beute zu gelangen, sollen die Angeklagten Spezialwerkzeug in Form eines Pizzaschiebers genutzt und so den Sprengstoff in den Geldausgabeschacht der Automaten geschoben haben. Als Basis für ihre mutmaßlichen Taten dienten laut Anklage mehrere als Autowerkstatt getarnte Garagen in den Niederlanden an der Grenze zu Deutschland, in denen die Angeklagten ihre Wagen wie auch den Sprengstoff vorbereitet haben sollen. Um den eigentlichen Zweck zu verschleiern, soll ein Vermieter als Strohmann aufgetreten sein. Für den Prozess sind zwei Verfahren gegen je 12 und 4 Angeklagte zusammengelegt worden.
Insgesamt geht die Staatsanwaltschaft von einer Beute von mehr als 3,3 Millionen Euro aus. Noch höher soll der durch die Sprengungen angerichtete Schaden sein: mehr als 5,5 Millionen Euro. Da die Ermittler den Angeklagten im Alter zwischen 23 und 43 Jahren auch Fälle in Zapfendorf und Forchheim in Oberfranken zur Last legen, wird der Fall in Bamberg verhandelt.
Die Räume des Landgerichts-Gebäudes sind für die 16 Angeklagten, zahlreichen Verteidiger sowie Dolmetscher jedoch zu klein. Deshalb wird in einer Sporthalle auf dem Bundespolizei-Gelände verhandelt. Der Aufwand ist immens: Zu den Verhandlungstagen müssen die Angeklagten aus unterschiedlichen Gefängnissen in ganz Bayern nach Bamberg gebracht werden, begleitet von zahlreichen Polizeikräften.
Auch am Montag wurden sie einzeln mit Hand- und Fußfessel in die Halle gebracht. Den Prozess verfolgten die Angeklagten mitunter gelangweilt und ohne den Kopfhörer mit der Übersetzung des Dolmetschers auf den Ohren. Von den Verteidigern kam zum neuerlichen Auftakt ein Befangenheitsantrag gegen den Vorsitzenden Richter sowie erneut ein Antrag auf Aussetzung des Verfahrens. Eine Entscheidung fällte die Kammer zunächst nicht. Laut einem Gerichtssprecher könnte diese am Mittwoch verkündet werden. Es droht damit weiter, ein zäher Prozess zu werden. Bislang sind Termine bis Ende Januar 2026 vorgesehen.