Horst Lichter ist ganz begeistert von dem Emaille-Schild, das bei „Bares für Rares“ verkauft werden soll. Doch es gibt einen Haken.
Ein Emaille-Schild der Wanderer-Werke hat Günter Müller im Gepäck. Der Kommissionierer aus Wiesenhagen in Brandenburg hat das gut erhaltene Teil für 600 Euro im Konvolut auf dem Trödelmarkt erstanden, jetzt möchte er es bei „Bares für Rares“ veräußern. „Das sieht ja fast neu aus“, merkt Moderator Horst Lichter an – und trifft damit ohne zu wissen den springenden Punkt, der für die Expertise relevant werden soll.
Zunächst jedoch schwärmt Lichter von dem ihm noch immer bekannten Hersteller: „Die haben Fahrräder gemacht, Motorräder, es gab Autos von der Firma Wanderer, die waren sehr sehr groß!“ Detlev Kümmel ergänzt, dass der Hersteller 1885 in Schönau-Chemnitz gegründet und erst 2010 aufgelöst worden ist.
„Bares für Rares“: Kein Rost, sondern Farbe
Schnell kommt er aber zum spannenden Teil seiner Expertise: Horst Lichter möchte wissen, wie alt das Schild ist. Daraufhin zeigt Kümmel einige Rostflecken, die das hohe Alter des Objektes bezeugen sollen. Doch damit ist es wohl nicht so ganz weit her: Der Experte wischt mit Desinfektionsmitte über die Stelle und demonstriert an dem Lappen, dass sich der Rost ganz einfach abwischen lässt. „Das heißt: Wir haben keinen Rost, sondern Farbe vor uns“, schlussfolgert Kümmel. Interview Waldi Bares für Rares 18:10
Auch an anderen Stellen weist der Experte Fälschungen nach. Normalerweise entstehe Rost nur da, wo Lack aufgeplatzt sei. Das sei bei den auf dem Emaille-Schild vorhandenen Rostflecken jedoch nicht der Fall – sie seien auf den Lack aufgetragen. „Wir haben hier kein originales altes Schild vor uns, sondern eine Reproduktion im alten Stile.“ Es sei bewusst etwas abgeplatzt worden, man habe gezielt Rost nachempfunden. Lichter erklärt: „Wenn das nachgemacht worden ist, um Menschen zu täuschen, dann ist es eine Fälschung.“ In dem Fall könne er keine Händlerkarte geben.
Doch liegt hier wirklich eine Fälschung vor? Kümmels Resümee fällt eindeutig aus: Hier sei ein Schild angefertigt worden, um es alt wirken zu lassen. „Hier ist es in betrügerischer Absicht gebaut worden“, sagt er.
Damit ist klar: Günter Müller hat seine Reise zu „Bares für Rares“ umsonst angetreten, er wird das Schild wieder mit zurück nach Hause nehmen müssen. „Weißt du, was ich schlimm finde?“, tröstet Lichter seinen Gast. „Dass es immer nette Leute trifft.“
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