Landflucht, Demografie und Fachkräftemangel. Stichwörter, die man im Flächenland Niedersachsen besonders gut kennt. Ein Bündnis will nun gegensteuern und richtet sich an die Landesregierung.
Zukunftsthemen wie Digitalisierung, Mobilität und Nachhaltigkeit werden oft mit Städten verbunden – ein Bündnis in Niedersachsen warnt aber davor, das Land abseits der Ballungsräume zu vernachlässigen. „Die ländlichen Räume tragen maßgeblich zur wirtschaftlichen Stabilität in Niedersachsen bei“, sagte der Präsident der Landwirtschaftskammer (LWK), Gerhard Schwetje, am Montag. Gemeinsam mit der Landesvertretung der Handwerkskammern legte der Agrarverband Forderungen an die Landesregierung vor, um die ländlichen Räume stärker in den politischen Fokus zu rücken.
„Handwerk und Landwirtschaft sind nicht nur Arbeitgeber und Ausbilder, sondern darüber hinaus auch zentrale Akteure vor Ort zur Versorgung der Bevölkerung und dem Erhalt der Vitalität ländlicher Strukturen“, sagte der Vorsitzende der Landesvertretung der Handwerkskammern (LHN), Eckhard Stein.
Niedersachsen ist nach Bayern das zweitgrößte Flächenland der Bundesrepublik. 86.000 Handwerksbetriebe und gut 35.000 Landwirtschaftsunternehmen bilden den beiden Kammern zufolge speziell in der Fläche das „verlässliche Rückgrat der niedersächsischen Wirtschaft“.
Mit ihrem Empfehlungspapier fordern die Verbände daher den Ausbau der Infrastruktur, die Nutzung der Nachhaltigkeitspotenziale, eine Förderung der Betriebe zur Bewältigung des strukturellen Wandels und Unterstützung bei Sicherung und Gewinnung von Fachkräften. „Ländliche Räume dürfen in ihrer Entwicklung nicht abgehängt werden“, sagte Landwirtschaftskammerpräsident Schwetje. Für ihn erfüllten sie seit jeher eine ausgleichende Funktion in Niedersachsen – ökologisch, ökonomisch und gesellschaftlich.
Die beiden Verbände tragen ihre Forderungen gemeinsam vor, weil sie das Interesse an der Entwicklung der ländlichen Räume eine. Neben den Landwirtschaftsbetrieben, die naturgemäß häufig in der Fläche liegen, habe eine landesweite Umfrage im Handwerk des Landes im Januar 2023 ergeben, dass mehr als 60 Prozent der Mitgliedsbetriebe im ländlichen Raum angesiedelt seien.