Angeblich hat Microsoft-Gründer Bill Gates sie bestellt: Mit 118,80 Metern Länge gehört die „Feadship 821“ zu den längsten Mega-Yachten der Welt. Aus unbekannten Gründen sucht die nun fast fertige Yacht allerdings noch vor Auslieferung einen neuen Besitzer.
Für den niederländischen Schiffsbauer Feadship ist die Mega-Yacht „Projekt 821“ eine Premiere. Anfang Mai wurde das riesige Schiff erstmals zu Wasser gelassen und mit einer ausführlichen Pressemitteilung gefeiert. Dort geht es selbstverständlich nicht um den Besitzer, sondern die Technik.
Denn die „Projekt 821“, so heißt das Schiff vorübergehend bis zu seiner Auslieferung an den Eigner, ist die erste Wasserstoff-Brennstoffzellen-Yacht der Welt. Außerdem ist sie die größte jemals in den Niederlanden vom Stapel gelaufene Motoryacht.
„Grüne Technologie“ auf Mega-Yachten
Feadship möchte mit diesem Schiff die offenbar vielgestellte Frage beantworten, wie weit man „grüne Technologie“ auf Mega-Yachten treiben könne. Was den Antrieb betrifft, lautet die offizielle Antwort wohl: überraschend weit.
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Die „Projekt 821“ verfügt über einen 92 Kubikmeter großen Wasserstofftank. Darin wird der Wasserstoff bei -253 Grad Celsius gelagert. Aus Sicherheitsgründen muss der Tank doppelwandig sein, sodass er letztlich „acht- bis zehnmal mehr Platz als für das Energieäquivalent von Dieselkraftstoff“ braucht. Die enormen Ausmaße der Yacht sind daher wohl einer gewissen Notwendigkeit geschuldet.
Insgesamt 16 Brennstoffzellen verarbeiten den gelagerten Wasserstoff zu Strom und Wasser. Das reicht aber nicht für alle Lebenslagen. Feadship gibt an, dass die Brennstoffzellentechnologie das Schiff damit rund eine Woche emissionsfrei im Hafen versorgen oder eine begrenzte Zeit mit bis zu zehn Knoten fahren lassen könne. Damit liegt der Fokus der „Projekt 821“ auf der sogenannten Hotellast, also die Stromversorgung aller Verbraucher des Schiffes.
Geht der Wasserstoff zur Neige oder sind längere Fahrten geplant, greift das Schiff auf 3.200 Kilowatt starke ABB-Pod-Antriebe zurück, die von MTU-Generatoren mit Energie versorgt werden. Diese Generatoren laufen dann mit sogenanntem HVO-Treibstoff, ein synthetischer Kraftstoff, der die CO2-Emissionen nach Industrieangaben um bis zu 90 Prozent reduzieren kann. HVO steht für „Hydrotreated Vegetable Oil“, zu Deutsch „hydriertes Pflanzenöl“.
Viel Luxus an Bord
Auf Luxus muss man trotz aller „umweltfreundlicher“ Maßnahmen nicht verzichten. Die „Projekt 821“ bietet 14 Balkone und sieben Plattformen, die einen Zugang zum Meer bieten. Das sogenannte Eignerdeck wartet mit zwei Schlafzimmern, zwei Bädern, Umkleideräumen, einem Fitnessraum, zwei Büros mit Kamin und einem Wohnzimmer auf. Auf der Vorderseite gibt es außerdem einen Whirlpool.
In den weiteren Decks gibt es außerdem eine Kaffee-Ecke, eine Spiele-Nische, einen Bibliothek und ein Esszimmer mit Meeresterrasse. Diesen Teil des Schiffes bezeichnet Feadship als „ein abgelegenes Stadthaus am Meer auf vier Ebenen innerhalb der viel größeren Yacht.“
Feadship endet die offizielle Mitteilung mit dem Satz „‚Projekt 821‘ wird von Edmiston zum Verkauf angeboten.“ Edmiston ist ein Makler für Luxusyachten, der das Schiff aktuell noch nicht mit einem Preis inseriert hat. Diverse Medien berichten, dass für das Schiff rund 600.000.000 Euro aufgerufen werden. Das wäre nochmal mehr, als Jeff Bezos angeblich für seine Segelyacht „Koru“ bezahlt hat – hier ist die Rede von einer halben Milliarde US-Dollar.
Bill Gates hat „Project 821“ angeblich bestellt
Es heißt, „Project 821“ sei ursprünglich von Microsoft-Gründer Bill Gates in Auftrag gegeben worden. Nun berichten üblicherweise sehr gut informierte Medien wie „Esysman Superyachts„, dass er sich aus unbekannten Gründen gegen die Auslieferung entschieden habe. Auch seine bereits gekaufte Yacht „Wayfinder“, die eigentlich als Schattenschiff für die „Project 821“ gedacht war, steht zum Verkauf.
Manche vermuten, Gates habe möglicherweise realisiert, dass er sich nicht als Umweltschützer bezeichnen könne, wenn er gleichzeitig zwei große Yachten zur Freizeitgestaltung unterhält. Denn Antrieb hin oder her – der Bau und der Betrieb einer Yacht ist mit ernstgemeintem Umweltschutz nicht vereinbar. Auch für die Nutzung von Privatjets wurde Gates in der Vergangenheit scharf kritisiert – für seine Kritiker wäre der Kauf einer Yacht also ein gefundenes Fressen, Wasserstoff hin oder her.