Mit dem 16-jährigen Lamine Yamal bildet Spaniens Nico Williams die gefährlichste Flügelzange der EM. Die Familie des Bilbao-Profis hat eine bewegende Geschichte.
Seine Frisur sticht hervor, sein Fußball bei dieser Europameisterschaft ist kaum weniger auffällig – und atemraubend: Nach seiner Gala-Vorstellung gegen Italien schauen bei Spaniens nächstem Auftritt gegen Albanien am Montag (21.00 Uhr/RTL und MagentaTV) in Düsseldorf alle auf Linksaußen Nico Williams. Der 21-Jährige von Athletic Bilbao hat längst das Interesse europäischer Topclubs geweckt.
Sturmkollege Yamal würde gerne mit Williams bei Barça spielen
Lamine Yamal, mit dem Williams die spektakulärste Flügelzange dieses Turniers bildet, würde seinen kongenialen Partner natürlich gerne beim FC Barcelona sehen: „Hoffentlich kann ich eines Tages mit Nico Williams die Kabine in Barcelona teilen“, sagte der 16-Jährige.
Williams selbst versteht die Aufregung um einen möglichen Wechsel gar nicht. „Ich habe meinen Vertrag bei Athletic erst vor kurzem verlängert, ich fühle mich dort sehr wohl. Ich bin sehr glücklich“, sagte er dem spanischen Fernsehsender TVE und meinte: „Es fühlt sich sehr seltsam an, dass Sie mich nach meiner Zukunft fragen.“ Im Dezember hatte Williams in Bilbao bis 2027 unterschrieben. Die Ausstiegsklausel soll Medienberichten zufolge 60 Millionen Euro betragen.
Der Schnellste in Spaniens Mannschaft
Sein Marktwert steigt derzeit weiter an: Beim 1:0 gegen Italien legte Williams eine spektakuläre Partie hin und wurde zum Spieler des Spiels gewählt. Als er mit nacktem Oberkörper in die Kabine stürmte, da hatte König Felipe VI. gerade allen brav dastehenden spanischen Profis die Hand geschüttelt und zu einer Rede angesetzt. Der Applaus der Mannschaft galt dann aber erst einmal Williams.
„Meine ganze Kindheit habe ich von Momenten wie diesen geträumt“, sagte das Toptalent. „Vielleicht war es das kompletteste Spiel, das ich bisher für die Selección gemacht habe.“ Williams ist neben seinen spektakulären Dribblings auch der Schnellste im bisher so starken Team des Titelkandidaten, 34,7 Kilometer pro Stunde wurden bei seinen Sprints nach Angaben der Europäischen Fußball-Union bei dieser EM schon gemessen.
Bewegende Familiengeschichte
Den hochverdienten Sieg widmete Williams seinem Bruder Iñaki und der Familie: „Ich hoffe, dass sie es genauso genießen wie ich.“ Spaniens neuer Star und seine Familie haben eine bewegte Vergangenheit. Sein Vater und seine mit Iñaki schwangere Mutter Maria flüchteten einst von Ghana nach Europa, mit Schleppern, die sie in der Gluthitze der Sahara aussetzten. Vater Felix erlitt dabei folgenschwere Verbrennungen an den Fußsohlen.
Als die Familie irgendwann in Spanien ankam, erhielt sie politisches Asyl und musste sie sich lange in ärmlichen Verhältnissen durchschlagen. Und auch als Erwachsener machte Nico in Spanien nicht nur positive Erfahrungen. In der Primera División musste der Nationalspieler zuletzt rassistische Beleidigungen durch Zuschauer ertragen. Er habe vor der Ausführung eines Eckballs Affengeräusche gehört, berichtete Williams nach einer Partie im April.
Geburtstag in Deutschland?
Nicholas, wie Nico eigentlich heißt, kam 2002 in Pamplona zur Welt. Iñaki, gut acht Jahre älter als Nico, schaffte es als Erster ins Fußballgeschäft, spielt aber international für Ghana und nahm an der WM in Katar teil – wie sein kleiner Bruder für Spanien. Iñaki spielt ebenso bei Bilbao und hat immer ein Auge auf Nico. Er war schon immer wie eine Vaterfigur für ihn, weil Felix Williams einst oft im Ausland arbeiten musste, um die Familie durchzubringen.
Wenn Spanien dann noch im Turnier ist, feiert Nico Williams seinen 22. Geburtstag am 12. Juli in Deutschland, zwei Tage vor Finale. „Natürlich wollen wir Europameister werden“, sagt er.