Die rund 700 Mitglieder der Jüdischen Landesgemeinde werden dieses Jahr ohne eigenen Rabbiner auskommen müssen – aber es gibt einen neuen Vorbeter und mit ihm eine Perspektive.
Die Jüdische Landesgemeinde hat einen neuen Kantor und verbindet eine besondere Hoffnung mit dem 40-Jährigen. Denn der in Ungarn geborene Milán Bence Andics absolviert eine Ausbildung zum Rabbiner. Und ein solcher fehlt der Gemeinde seit dem Weggang des früheren Landesrabbiners Alexander Nachama. Dieser übernahm im vergangenen Jahr eine Stelle als Militärrabbiner.
„Wir sind bislang sehr zufrieden mit ihm und er spricht hervorragendes Deutsch“, sagte der Vorsitzende der Landesgemeinde Reinhard Schramm der dpa über Andics. Daneben beherrscht er altes und modernes Hebräisch und Jiddisch. Sein Vertrag sei zunächst auf ein Jahr befristet. „In einem Jahr werden wir die Frage klären, welcher Stand in seiner Rabbinerausbildung erreicht wurde. Unser Ziel ist es, mittelfristig einen Rabbiner zu beschäftigen“, so Schramm.
Fach-, Sprach- und Musikwissen
Andics schloss nach Angaben der Landesgemeinde seine Kantoralen Studien 2022 am Abraham Geiger Kolleg in Potsdam ab. Zuvor studierte er unter anderem in Ungarn Deutsch und Englisch, Östliche Sprachen und Kulturen und beschäftigte sich im Studium auch mit Islamischen Künsten, Tanz und Musik. Er habe Praktika in verschiedenen Gemeinden in Deutschland absolviert. Aktuell studiert er an der Uni Potsdam Jüdische Studien mit Schwerpunkt Kantorat.
Ein Kantor ist in einer jüdischen Gemeinde ein Vorbeter oder Vorsänger im Gottesdienst. Inzwischen ist es auch üblich, dass er für die musikalische Betreuung des Gemeindelebens im liturgischen und weltlichen Bereich zuständig ist.