Ihnen wird Mord und schwerer Raub vorgeworfen. Zwei Männer stehen deshalb seit Donnerstag vor Gericht – und schweigen. Zu einer anderen Tat aber äußert sich einer der beiden.
Statt schnellen Gelds durch einen Raubüberfall drohen ihnen nun mehrere Jahre Gefängnis: Im Prozess gegen zwei junge Männer wegen schweren Raubes und gemeinschaftlichen Mordes haben die Angeklagten zunächst geschwiegen. Am ersten Verhandlungstag vor dem Landgericht Hamburg wollten sich beide zum Vorwurf des Mordes aus Habgier nicht melden, wie deren Verteidigerinnen am Donnerstag vor Gericht sagten.
Der Anklage zufolge sollen sich die 19 und 20 Jahre alten Deutschen im Januar 2024 mit dem späteren Opfer verabredet haben – angeblich, um ihm für 9000 Euro Drogen oder Cannabis zu verkaufen. Als der 35-Jährige mit einem Begleiter erschien, sollen sie die Männer zunächst in ein Gespräch verwickelt und dann unvermittelt und in „bewusstem Zusammenwirken“ in den Schwitzkasten genommen und mit einem Messer bedroht haben.
Opfer stirbt drei Tage später
Weil sich der Begleiter dagegen wehrte und andere Menschen auf den Vorfall aufmerksam wurden, soll der jüngere der beiden die Flucht ergriffen haben. Der 20-Jährige habe dagegen den sich ebenfalls wehrenden 35-Jährigen zu Boden gestoßen und ihm mindestens zweimal mit einem Messer in Oberkörper und Bauch gestochen. Als er davon lief, soll der 20-Jährige dem Mann sogar nachgelaufen sein, um das Geld zu bekommen. Der Schwerverletzte flüchtete in ein wartendes Auto. Er starb drei Tage später im Krankenhaus – trotz intensivmedizinischer Behandlung – aufgrund von multiplem Organversagen.
Der jüngere der beiden Verdächtigen wurde bereits unmittelbar nach der Tat vorläufig festgenommen. Der ältere dagegen konnte zunächst unerkannt entkommen. Erst mehr als eine Woche später kamen ihm Zielfahnder der Polizei auf die Spur. Sie nahmen ihn beim Verlassen eines Wohnhauses im schleswig-holsteinischen Geesthacht fest.
Jüngerer Angeklagter äußert sich zu einer anderen Tat
Zu einem weiteren Vorwurf in dem Gerichtsprozess äußerte sich einer beiden Angeklagten allerdings. Der 19-Jährige steht nämlich auch wegen eines zweiten schweren Raubüberfalls vor Gericht. Er soll vor fast einem Jahr in Hamburg-Lohbrügge einen stark betrunkenen Mann überfallen und ausgeraubt haben.
Weil in der gestohlenen Geldbörse aber nicht wie erhofft Geld war, sei der Angeklagte zurückgekommen und habe dem bewusstlos am Boden liegenden Mann mit voller Wucht von oben gegen den Kopf getreten. Er habe nur aufgehört, weil eine Zeugin dazu gekommen war. Der Anklage zufolge soll er dabei den Tod des Mannes gleichgültig in Kauf genommen haben. Das Opfer kam mit einer gebrochenen Nase davon.
Der 19-Jährige, der zu dem Zeitpunkt nebenbei als Barkeeper gearbeitet hatte, äußerte sich in einem von der Verteidigerin verlesenen Text erschüttert über seine Tat. Er habe sich an dem Abend aus Frust über die endgültige Trennung von seiner Ex-Freundin stark betrunken und auch Drogen genommen. „Ich bin wirklich erschrocken, was ich da gemacht haben soll. Ich will die Tat nicht bestreiten, habe aber keine echte Erinnerung daran.“ Er verstehe die Tat nicht, werde aber die Verantwortung übernehmen.
Brief an Opfer geschrieben
Er sei dem Opfer vorher noch nie begegnet. In einem – bislang unbeantwortet gebliebenen Brief – habe er dem Mann eine Entschuldigung und 650 Euro Schmerzensgeld angeboten. Mehr Geld habe er derzeit nicht.
Der Prozess wird am Freitagmorgen fortgesetzt. Dann sollen neben anderen auch der Begleiter des 35 Jahre alten Mordopfers und Polizisten gehört werden. Bislang sind noch elf weitere Termine bis Ende August geplant.
Mitteilung der Polizei vom 22. Januar 2024 Mitteilung der Polizei vom 30. Januar 2024