Verbrechen: Entsetzen nach mutmaßlich antisemitisch motivierter Vergewaltigung in Frankreich

Die Behörden in Frankreich ermitteln gegen drei Kinder im alter von 12 und 13 Jahren. Sie sollen etwa gleichaltriges Mädchen beleidigt, bedroht und vergewaltigt haben. Mutmaßliche Motive: Rache und Antisemitismus.

Die Vergewaltigung und antisemitische Beschimpfung einer Zwölfjährigen haben in Frankreich Entsetzen ausgelöst. Die Justiz ermittelt gegen drei Jungen im Alter zwischen zwölf und 13 Jahren. Die beiden Älteren befinden sich in Polizeigewahrsam, der Jüngere vorläufig in einem Heim. Präsident Emmanuel Macron forderte, das Thema Antisemitismus in den Schulen des Landes anzusprechen.

Der Angriff soll sich am Wochenende in Courbevoie, nördlich von Paris, ereignet haben. Das Mädchen hatte sich nach Polizeiangaben dort mit einem Freund in einem Park aufgehalten. Das Mädchen gab an, von den Angreifern in einen ausgedienten Hangar geschleppt und dort missbraucht, bedroht, beleidigt und vergewaltigt worden zu sein, wie französische Medien schrieben. Einer der mutmaßlichen Täter soll demnach ihr Ex-Freund gewesen sein. Die Zeitung „Le Parisien“ berichtete, der Junge sei wütend gewesen, weil das Mädchen ihm angeblich verschwiegen habe, Jüdin zu sein.STERN PAID 28_23 Frankreich Protest Mit Tränengas gegen Teenager, 19.10

Nach mutmaßlicher Vergewaltigung: Protestmarsch in Paris geplant

Das Mädchen sagte nach Polizeiangaben aus, die Täter hätten es wegen seines jüdischen Glaubens beschimpft. Ermittler hätten auf dem Telefon von einem der mutmaßlichen Täter antisemitische Bilder gefunden. Im Verhör sollen die Jungen den Angriff in Teilen zugegeben haben. Sie sollen zudem ausgesagt haben, aus Rache gehandelt zu haben, schrieb der „Parisien“.

Das Mädchen wurde von der Feuerwehr in ein Zentrum für Gerichtsmedizin gebracht, wo die Vergewaltigung bestätigt wurde. Der Freund des Mädchens konnte nach Polizeiangaben zwei der Angreifer identifizieren. Die Justiz nahm Ermittlungen wegen Gruppenvergewaltigung, Morddrohungen, Körperverletzung und antisemitischer Beleidigung auf. Mehrere Organisationen riefen zu einem Protestmarsch am Mittwochabend in Paris auf.

„Niemand kann wegsehen bei diesem beispiellosen antisemitischem Akt“, schrieb Frankreichs Oberrabbiner Haïm Korsia am Mittwoch im Onlinedienst X.STERN PAID 45_23 Stimmen Juden 8.10

Le Pen nutzt Tat als Wahlaufruf – antisemitisch motivierte Straftaten in Frankreich gestiegen

Präsident Macron forderte die Schulen des Landes auf, vor dem Hintergrund der Tat in den kommenden Tagen mit den Schülerinnen und Schülern über die Gefahren von Rassismus und Antisemitismus zu debattieren. Es müsse verhindert werden, „dass Hassreden und ihre schlimmen Folgen in die Schulen eindringen“, erklärte der Elysée-Palast.

Die Rechtspopulistin Marine Le Pen verurteilte die Tat als „abscheulich“ und nutzte sie zugleich zu einem Wahlaufruf: „Die Stigmatisierung der Juden, die seit Monaten von der extremen Linken durch die Instrumentalisierung des israelisch-palästinensischen Konflikts betrieben wird, ist eine echte Bedrohung für den zivilen Frieden“, schrieb Le Pen und verwies auf die Parlaments-Neuwahl Ende des Monats.

Die Zahl antisemitisch motivierter Straftaten in Frankreich war nach dem Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober und dem Beginn des Gaza-Kriegs deutlich gestiegen. Nach Angaben des jüdischen Dachverbands Crif hat sich die Zahl solcher Taten innerhalb eines Jahres von 436 auf knapp 1700 nahezu vervierfacht. Nach dem 7. Oktober seien die Zahlen nahezu „explodiert“.