Energie-Sanierung: Immobilienbesitzer neugierig auf neue Techniken, werden aber im Stich gelassen

Die Solarfirma Autarq hat über 1000 Immobilienbesitzer zur Energiewende befragt. Sie sind neuen Techniken gegenüber aufgeschlossen, doch Kosten und Einkommen dämpfen die Bereitschaft. Dazu mangelt es an konkreter Beratung vor Ort. Frauen kommt eine Schlüsselrolle zu.

41,8 Prozent der deutschen Haushalte leben in den eigenen vier Wänden. Sie haben maßgeblichen Einfluss darauf, ob die Energiewende gelingen kann. Ziehen sie mit? Warten sie ab? Das sollte der Energiewende-Report 2024 herausbekommen. Die Daten wurden durch die Bonsai Market Research erheben. 1036 Eigentümer wurden schriftlich zu den Themen der Energiewende befragt. Repräsentativ ist die Umfrage allerdings nicht, sie gibt nur ein Stimmungsbild wieder. Beauftragt wurde der Report von Autarq. Die Firma aus Prenzlau in Brandenburg ist ein Player im Solarmarkt, sie stellt Solardachziegel her.

Solar steht im Fokus der Energiewende

Einige Ergebnisse der Befragung waren zur erwarten, andere überraschen. Dass die Solarenergie im Fokus steht, ist wenig überraschend. Die Umfrage richtet sich an Besitzer, die bereits eine Bestandsimmobilie haben und nicht an Personen, die einen Neubau planen. Solar lässt sich – wenn die Grundverhältnisse stimmen – am einfachsten „nachrüsten“. Dazu kommt der extreme Preisverfall von Modulen und Speichern – bei zugleich hohen Strompreisen. Im Fokus steht vor allem an die Selbstversorgung, nur die Hälfte der Befragten denkt daran, den eigenen Strom zu vermarkten. 

Solar fährt in der Umfrage auch das beste Image. Typische Einordnungen der Befragten lauten: „Mit Solaranlage und kleinem Speicher kann ich mich tagsüber gut selbst versorgen“ und „Will mehr in Richtung Solarenergie gehen“.

Streit um Wärmepumpe 

Der Ruf der Wärmepumpe ist besser als man nach den politischen Querelen annehmen kann. Passt die Förderung und wenn Geld keine Rolle spielen würde, so eine Frage der Erhebung, wäre die Wärmepumpe die erste Investition auch in eine Bestandsimmobilie. Danach kommen Solarkollektoren und eine Wallbox. Bei der Interpretation der Daten ist Vorsicht geboten. Wegen der hohen Kosten kann die echte Entscheidung anders als in der Umfrage ausfallen. 

Wenig überraschend: Angesichts der doch beträchtlichen Investitionen ist das Einkommen entscheidend. Die Einstellung zur Energiewende wird mit höherem Einkommen positiver – so die Umfrage. Auch aus dem Stimmungsbild: „Alles zum Energiesparen getan und vollkommen pleite“, „teurer Spaß“, „unbezahlbar“.

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Technik als Spielzeug

Frauen sind mit zwölf Prozent im Vergleich zu 27 Prozent der Männer weniger offen für neue Technologien, so die Umfrage. Auf den ersten Blick mag das Ergebnis erstaunen, aber viele Männer sehen diese Anlagen auch als großes „Spielzeug“ und sind darum begeistert dabei. Von den 1036 Befragten waren allerdings etwa 50 sehr kritisch eingestellt und 100 ratlos. Ihre Anmerkungen: „Totaler Schwachsinn von der Regierung“, „Die Gier der Wirtschaft und Politik“. 

Kai Buntrock, Geschäftsführer von Autarq, zieht dieses Fazit. Einerseits gibt es eine hohe Bereitschaft zu Investitionen, vor allem in Kombination mit staatlichen Förderungen. Aber es fehle an proaktiver Beratung. Die Leute informieren sich vor allem im Internet, doch diese Informationen beziehen sich nicht auf den konkreten Einzelfall. „Die Hälfte der befragten Eigentümer:innen fühlen sich in Fragen der energetischen Sanierung im Stich gelassen. Nur jede:r Vierte gab an, dass das eigene Stadtwerk in diesem Zusammenhang erfolgreich zur Seite steht.“

Beratung tut not

Beratungsbedarf besteht auch bei der Wärmepumpe. Das Produkt ist als Name zwar bekannt, die eigentliche Funktionsweise allerdings ist vielen ein Rätsel. „Gezieltere Aufklärungskampagnen, insbesondere durch die Stadtwerke, kann die Akzeptanz und Nutzung der Wärmepumpe weiter steigern und die Energiewende effektiv vorantreiben“, sagt Buntrock. Und nicht zuletzt sollte die Frauen gezielt angesprochen werden, um die vorhandene Skepsis abzubauen. Von den 1036 Eigentümern waren 479 Frauen.