Vor einem Jahr lag Energie Cottbus nach der bitteren Relegation gegen Unterhaching am Boden. Umso euphorischer fällt nun die Drittliga-Aufstiegsparty aus. Der Präsident träumt von dem nächsten Coup.
Spiel aus, Partymodus an: Die Aufstiegsparty des FC Energie Cottbus startete unmittelbar nach dem Schlusspfiff beim 2:0 (2:0)-Sieg im letzten Saisonspiel der Fußball-Regionalliga Nordost gegen Hertha BSC II. Bereits im Berliner Jahn-Sportpark strömten die 9000 mitgereisten Energie-Fans auf den Rasen und feierten die Mannschaft von Trainer Claus-Dieter Wollitz.
Bei der Rückkehr nach Cottbus bildeten dann erneut tausende Fans auf dem Altmarkt ein Spalier für die Spieler um Kapitän Axel Borgmann mit dem silbernen Meisterpokal. „Wir sind Drittligist! Es fühlt sich gigantisch an. Die Lausitz soll sich freuen, dass es endlich geschafft ist“, sagte Präsident Sebastian Lemke inmitten von Bierduschen und Sektfontänen.
Rote Meistershirts
Nach dem Abstieg in der Saison 2018/19 schaffte Energie Cottbus nun im fünften Anlauf die Rückkehr in die 3. Liga. „Wir. Ein Team. Ein Ziel“, stand auf den roten Meister-T-Shirts. Ein Jahr nach den Niederlagen in den Aufstiegsspielen gegen die SpVgg Unterhaching holte sich der einstige Bundesligist mit drei Punkten Vorsprung vor dem Greifswalder FC erneut den Meistertitel in der Nordost-Staffel – diesmal führt der Weg ohne Umweg in die 3. Liga. „Wir hatten alle im Kopf, was im vergangenen Jahr passiert ist. Dass wir es jetzt erneut geschafft haben, erfüllt mich extrem mit Stolz“, sagte der seit Oktober verletzte Borgmann.
Energie Cottbus steckte sowohl das Unterhaching-Trauma als auch den verletzungsbedingten Ausfall des Kapitäns weg. Im Januar startete der Verein eine Transfer-Offensive, verpflichtete sechs neue Spieler und schaffte damit die Grundlage für den Titelgewinn. „Es fällt unfassbar viel ab nach dem, was wir durchgemacht haben“, räumte Vize-Kapitän Jonas Hildebrandt ein. Als I-Tüpfelchen soll nun am Samstag (15.45 Uhr) gegen den SV Babelsberg noch der Landespokal gewonnen und die erneute Qualifikation für den DFB-Pokal geschafft werden.
Wollitz erlebte die Aufstiegs-Feierlichkeiten zunächst nur von der Tribüne aus mit, weil der Energie-Trainer wegen einer Gelbsperre nicht auf der Bank sitzen durfte. Für den erfahrenen Coach war es eine ungewohnte Situation. „Ich habe eine solche Situation noch nie gehabt, dass ich im entscheidenden Spiel nicht dabei sein kann. Ich hatte das erste Mal in meinem Leben Angst vor einem Spiel, weil ich wusste, dass ich keinen Einfluss nehmen kann“, sagte Wollitz im rbb-Interview.
Sekt mit dem Präsidenten
Wollitz, der in seine letzte Saison als Trainer geht und dann auf den Posten des Sportdirektors bei Energie wechseln wird, stieß auf der Tribüne zunächst mit einem Glas Sekt mit Präsident Lemke auf den Aufstieg an. Nach einer quälend langen Wartezeit durfte dann auch Wollitz zur Mannschaft, die ihn mit einer Bierdusche empfing. „Ich kann es noch nicht glauben, ich bin einfach überglücklich. Noch ein weitere Regionalliga-Saison mit dem ganzen Drumherum hätte nicht durchgehalten“, räumte er ein.
Lemke richtete den Blick schon voraus auf die Saison 2024/25 in der 3. Liga. Nach der Aufstiegsparty erwartet die Lausitzer dann Abstiegskampf pur. „Jetzt gilt es erst einmal, in der 3. Liga anzukommen und den Klassenerhalt zu schaffen“, formulierte er das Saisonziel.
Euphorisiert vom Aufstiegsjubel erinnerte der Präsident aber auch an die längst vergangenen Bundesliga-Zeiten von Energie Cottbus. „An diesem Tag darf man auch mal träumen. Ich will nicht sagen Bundesliga. Aber wenn wir es in ein paar Jahren nochmal schaffen, in der 2. Bundesliga anzuklopfen, dann wäre das wunderbar für diese Stadt und die gesamte Region“, betonte Lemke.