Nach dem tödlichen Angriff auf einen Polizeibeamten in Mannheim waren Einsatzkräfte am Wochenende bei Einsätzen Bedrohungen und Gewalt ausgesetzt. Ihre Gewerkschaft stellt nun eine Forderung.
Die Gewerkschaft der Polizei fordert nach jüngsten Fällen von Gewalt und Drohungen gegen Polizisten eine Debatte über die Ausrüstung der Beamten. Nahe der Reeperbahn in Hamburg war am Sonntag ein Mann mit einem Hammer und Molotowcocktails bedrohlich auf Passanten und Polizisten zugegangen. Auch in Bayern und Niedersachsen gab es am Wochenende Angriffe auf Polizeikräfte bei Einsätzen.
„Da geht es nicht nur um den Taser, da geht es insbesondere auch um den Schutz von Polizistinnen und Polizisten vor Messerattacken“, sagte der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jochen Kopelke, am Montag bei „MDR aktuell“. Taser sind Distanz-Elektroimpulsgeräte, mit ihnen sollen Polizisten einen Angreifer auf Distanz halten können. Aus einer Distanz von zwei bis fünf Metern schießt der Polizist mit Draht verbundene Pfeile ab. Für den Betroffenen ist das schmerzhaft.PAID Polizei Dortmund 6.09
Polizei muss mehrfach einschreiten
Der Mann, der in Hamburg am Sonntag mit einem Hammer und einem Molotowcocktail gedroht hatte und von Polizisten angeschossen wurde, sollte noch am Montag einem Haftrichter vorgeführt werden. Auf Anweisungen der Polizei hatte der Mann am Sonntag nicht reagiert, auch der Einsatz von Pfefferspray stoppte ihn nicht. Schließlich schossen die Beamten. Polizisten oder unbeteiligte Dritte waren nicht verletzt worden. Nach Angaben der Polizei vom Sonntag handelte der Deutsche möglicherweise in einem psychischen Ausnahmezustand.
Auch in Bayern und Niedersachsen hatte es am Wochenende Angriffe auf Polizeibeamte bei Einsätzen gegeben: Ein 49-Jähriger soll in Schliersee (Landkreis Miesbach) zunächst einen 84-Jährigen umgestoßen und schwer verletzt und später einen Polizisten mit einem Messer angegriffen haben. Der SEK-Beamte sei bei dem Vorfall am Freitagnachmittag nur dank seiner Schutzausrüstung unverletzt geblieben, erklärte die Polizei. Ohne sie wäre er „mit Sicherheit schwer verletzt worden“, sagte ein Sprecher.
In der Region Hannover schoss ein Polizist auf einen 30-Jährigen, nachdem dieser die Beamten mit einem Messer bedroht haben soll. Der Angreifer erlitt durch den Schuss eine Wadenverletzung, wie die Polizei am Sonntag mitteilte. Nach bisherigen Erkenntnissen war der 30-Jährige mit Mitarbeitern eines psychiatrischen Krankenhauses in Sehnde-Ilten in Streit geraten, diese riefen die Polizei.
In Wolmirstedt nördlich von Magdeburg war am Freitag ein 27-Jähriger von Beamten erschossen worden, nachdem er zunächst einen 23-Jährigen erstochen haben soll und dann auf einer privaten EM-Gartenparty mehrere Menschen verletzte. Die Beamten griffen nach eigenen Angaben zur Waffe, nachdem der Afghane auch sie mit einem Messer angreifen wollte.
GdP: Wer mit Messer auf andere losstürmt, muss mit Pistolen-Einsatz rechnen
GdP-Chef Kopelke sprach am Montag von einem Anstieg der Zahl der Messerangriffe. „Wir sehen das in den Kriminalstatistiken, die immer das Jahr vorher betrachten. Und wir erleben das in den Einsätzen. Das Messer ist gerade ein besonderer Fokus im Dienstalltag.“ Die Polizei sei darauf vorbereitet und trainiert, wenn ein Gegenüber eine Waffe habe. „Das Problem ist natürlich, dass sie zunehmend Situationen haben, in denen sie nicht damit rechnen und deswegen die Polizei zunehmend gefordert ist, auch bis hin zu dem Schusswaffeneinsatz.“
Kopelke erklärte zum Einsatz der Dienstwaffen: „Wer mit einem Messer auf andere losstürmt, muss damit rechnen, dass die Pistole zum Einsatz kommt, und dann auch schwerste Verletzungen die Folge sind.“