Vor 71 Jahren gingen auch in Brandenburg Tausende auf die Straße, um bessere Lebensbedingungen, Demokratie und Freiheit einzufordern. Regierungschef Woidke sieht darin ein Vorbild und sagt warum.
Brandenburg hat an mehreren Orten an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 erinnert. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) lobte beim zentralen Gedenken in Brandenburg an der Havel den Mut der Menschen, die gegen Unrecht und staatliche Willkür aufbegehrten. „Sie riskierten, verhaftet und verurteilt zu werden oder gar ihr Leben zu verlieren“, sagte Woidke am Montag laut Mitteilung des Landtags. „Dieser Mut ist bis heute beispielhaft. Er ist ein Symbol für den unbedingten Willen der Menschen nach Freiheit und gegen Unterdrückung.“
Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke und die Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur, Maria Nooke, forderten ein stetes Erinnern. „Wir dürfen niemals vergessen, was Diktatur und staatliche Willkür bedeuten für die Freiheit, für das Leben des einzelnen und der Gesellschaft“, sagte Liedtke. Nooke verwies darauf, dass die Aufständischen vom 17. Juni 1953 einen hohen Preis für ihren Einsatz für Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie hätten zahlen müssen. „Heute gilt es, diese Werte, die erst mit der Friedlichen Revolution von 1989 errungen werden konnten, zu bewahren und zu stärken und antidemokratischen Tendenzen beherzt entgegenzutreten.“
Der Landtag, die Landesregierung, die Aufarbeitungsbeauftragte, die Generalstaatsanwaltschaft und die Stadt Brandenburg an der Havel erinnerten am damaligen Kreisgericht an den Aufstand. Damals stürmten Demonstranten das Gebäude. Inzwischen ist dort die Generalstaatsanwaltschaft untergebracht. Am Montag waren unter anderem auch Gedenkveranstaltungen in Potsdam und Prenzlau vorgesehen.
Am 17. Juni 1953 waren rund eine Million Menschen in Ost-Berlin und an etwa 700 weiteren Orten der DDR auf die Straße gegangen. Der Anlass war Protest gegen eine Erhöhung der Arbeitsnormen. Der Begriff „Arbeitsnorm“ beschreibt das vom Staat vorgegebene Arbeitspensum. Die Demonstranten stellten aber auch politische Forderungen wie nach Verbesserung der Lebensbedingungen, freien Wahlen und der Einheit Deutschlands. Die DDR-Führung und sowjetische Besatzungstruppen gingen mit Gewalt gegen die Demonstranten vor und beendeten die Proteste. Mindestens 55 Menschen wurden getötet, 15.000 weitere wurden verhaftet, rund 1500 von ihnen später verurteilt.