Zu Fuß oder mit dem Rad sind zwei Harzerinnen rund 3000 Kilometer bis zum Nordkap gereist. Um zu verstehen, was sie erlebt haben, müssen sie erst einmal wieder nach Hause, erzählen sie.
Ihre Heimat ist der Harz, doch die Schwestern Malou Traina und Phelia Müller zieht von dort aus immer wieder in die Ferne. Ihr jüngstes Abenteuer wollen die jungen Frauen am Donnerstag (13. Juni) mit ihrer Ankunft am Nordkap, dem nördlichsten vom Festland aus auf dem Straßenweg erreichbaren Punkt Europas, beenden. Rund 3000 Kilometer haben die beiden dann auf dem Fahrrad und in Laufschuhen zurückgelegt.
„Ich bin richtig gespannt, wie es sich anfühlt. Ich hoffe, es wird richtig schön“, sagte Traina einen Tag vor der geplanten Ankunft am norwegischen Kap. Sie sei nicht sicher, ob sie gleich verstehen werde, dass sie und ihre Schwester das über 36 Tage erarbeitete Ziel erreicht hätten. „Vielleicht realisieren wir auch erst, dass wir wirklich da sind, wenn wir am nächsten Tag nicht mehr auf das Rad steigen.“
Gestartet waren die Schwestern in Wassersleben in Schleswig-Holstein nahe der dänischen Grenze. Der Wecker klingelte täglich meist um 4.30 Uhr. Danach aufstehen, Sachen packen, Sachen auf das Rad schnüren und los.
Etwa 80 Kilometer legten sie pro Tag zurück. Erst 20 Kilometer Müller, dann 20 Kilometer Traina und noch einmal 40 gemeinsam auf einem Rad, das eigentlich für Menschen mit Behinderung ausgelegt ist. Die Schwestern hatten es nach langer Suche im Internet gefunden: Es hat zwei Räder, beide Schwestern können aber treten und sitzen voreinander darauf. „Für uns war es die Möglichkeit, sowohl alleine als auch zu zweit zu fahren“, erklärte Müller.
Der Spaß und das Abenteuer sollten immer im Vordergrund stehen – nicht unbedingt die sportliche Leistung, sagte sie. Begleiten konnte man die Reise der beiden über ihren Instagram-Kanal „beatthemiles“. Zu sehen war dort auch, dass die Schwestern meist Wetter-Glück und ihre Männer als Unterstützung im Schlepptau hatten, Elche und einen Schweinswal sahen und regelmäßig genüsslich in traditionelles skandinavisches Süßgebäck bissen. Auch über den einzigen Unfall, den die 24 und 22 Jahre Frauen hatten, erzählten sie dort.
Feste Pausentage waren auf dem Weg nicht eingeplant. „38 Tage waren geplant, jetzt sind es am Ende 36 – und wir hätten noch viel schneller machen können“, sagte Müller, die neben Traina noch drei weitere Schwestern hat. An jedem Tag habe es Highlights gegeben. In den vergangenen Jahren umrundeten die Schwestern unter anderem schon den Chiemsee in Laufschuhen und liefen von Bremerhaven quer durch Deutschland bis zur Zugspitze.
Um alles fassen zu können, müssten sie erst einmal wieder nach Hause kommen und das Erlebte verarbeiten, vermuteten die beiden Schwestern. Ganz kurz vor ihrem Ziel merkten die Harzerinnen nun auch, dass langsam eine körperliche Grenze erreicht ist. „Das ist wie so eine allgemeine Schlappheit – nicht unbedingt Muskelkater. Abends auf der Isomatte merkt man beim Strecken aber schon einen Schmerz. Das ist aber gar nicht schlimm.“
Zurück in den Harz gehe es nach ein paar Tagen am Kap auf schnellstem Wege über Schweden. Und der nächste Trip kommt bestimmt: „Wir sind Abenteuermenschen, immer auf der Suche nach etwas Spannendem. Wir genießen auch Regen und auch wenn es mal ungemütlich ist“, sagte eine der ehemaligen Pfadfinderinnen.