„Tatort: Made in China“: Lohnt sich der neue Dortmund-Krimi?

Kommissar Faber bekommt es im Dortmunder „Tatort: Made in China“ mit einem seltsamen Fall ohne Leiche zu tun. Lohnt dich das Einschalten?

Am zweiten Weihnachtsfeiertag, dem 26. Dezember ab 20:15 Uhr, kommen im Ersten endlich mal wieder alle Fans des Dortmunder-„Tatort“-Teams rund um Kommissar Faber auf ihre Kosten. Schon seit Anfang 2024 mussten sie sich gedulden. Im Fall „Made in China“ steht – wie aus Dortmund gewohnt – einmal mehr nicht nur der eigentliche Kriminalfall im Fokus, sondern auch das Privatleben von Faber und seiner Kollegin Herzog sowie das Tohuwabohu auf dem Präsidium – inklusive neuer Chefin. Zu viel des Guten oder gerade recht?

Darum geht es im „Tatort: Made in China“

Der neue „Tatort“ aus Dortmund konfrontiert die Ermittler mit einem höchst mysteriösen Fall: Eine junge Frau wird in einem Asia-Shop aufgegriffen – desorientiert, mit blutverschmierten Kleidern und einem Messer in der Hand. Die verstörte Verdächtige behauptet zwar, jemanden getötet zu haben, kann sich aber an keine Details erinnern. Für das Ermittlerteam um Peter Faber (Jörg Hartmann, 55) und Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger, 36) beginnt eine komplizierte Spurensuche. Einziger konkreter Anhaltspunkt ist zunächst eine hochwertige Goldkette am Hals der jungen Frau.

Ein Juwelier kann das Schmuckstück identifizieren – er hatte es vor Jahren speziell für die Dortmunder Industriellenfamilie Haiden angefertigt. Die Verdächtige entpuppt sich als die 25-jährige Tochter dieser einflussreichen Stahldynastie. Immer wieder taucht in den Ermittlungen die mysteriöse Figur eines „chinesischen Hundes“ auf, der den mutmaßlichen Mord beobachtet haben soll. Die Spuren in diesem undurchsichtigen Fall führen das Team vom Ruhrgebiet bis nach China. Während die Ermittlungen auf Hochtouren laufen, muss sich das Team auch intern neu sortieren: Mit Ira Klasnić (Alessija Lause, 44) hat die Mordkommission eine neue, selbstbewusste Chefin bekommen. Eine zusätzliche Dynamik, die die ohnehin komplexen Ermittlungen nicht einfacher macht.

Lohnt sich das Einschalten beim „Tatort: Made in China“

Wie war das gleich alles nochmal beim „Tatort“-Team in Dortmund? Faber ist nicht mehr der Boss, seine langjährige Kollegin Bönisch tot, Kollege Pawlak mit seiner Tochter über alle Berge und Kollegin Dalay hatte schon vor einiger Zeit keinen Bock mehr. Dafür ist jetzt Kommissarin Herzog seit einigen Fällen an Fabers Seite und der Kriminaltechniker Haller, den er hasst und der eine Liaison mit Bönisch hatte, arbeitet ihm zu. Und jetzt gibt es auch noch eine neue Chefin, Kommissarin Klasnić. Man merkt: Selbst geübte „Tatort“-Fans haben mittlerweile völlig verständlich einige Probleme, mit den Entwicklungen im Dortmunder „Tatort“-Team Schritt zu halten. Fast schon wäre man dankbar über eine kleine Zusammenfassung der letzten Jahre am Anfang des Films…

Zudem lief mit „Cash“ der bislang letzte Dortmunder Fall schon im Februar 2024. „Made in China“ knüpft in einigen Sequenzen aber mehr oder minder daran an und setzt einiges an Detailwissen bei den Zuschauenden voraus. Wie waren die Verwicklungen der einzelnen Protagonisten denn gleich nochmal? Welcher „Tatort“-Fan hat das denn sofort und auf Knopfdruck parat? Die einzige Konstante ist eben jener Faber, dessen Charakterbildung aber in den letzten Jahren irgendwie ein wenig stagniert – und das wird mit seinem neuen Fall auch nicht besser. Hinzu kommt ein von der Grundidee zwar interessanter, aber teilweise sich selbst widersprechender Plot, mit einigen konstruiert wirkenden Verflechtungen, teils hölzernen Dialogen und Twists, die so vorhersehbar sind wie eine erneute Hitzewelle im kommenden Sommer.

Doch „Made in China“ hat zweifellos auch seine Höhen. Gerade im letzten Drittel entwickelt sich ein durchaus spannender und rasanter Krimi, der zumindest nicht langweilt. Aber ist das der Anspruch? Dortmund war vor rund zehn Jahren eine der Speerspitzen im teils verstaubten „Tatort“-Universum. Doch Faber und Co. wurden links und rechts von neuen oder überarbeiteten Teams überholt. Wahrscheinlich sollte man Faber wieder etwas mehr ins Zentrum stellen. Das ständige abarbeiten an Nebenkriegsschauplätzen verwässert den nach wie vor tollen Charakter Faber und die eigentliche Kriminalgeschichte. Manchmal ist weniger eben doch mehr…