Das Rote Kreuz möchte Millionen Deutsche fit machen für Notlagen. Was tun, wenn nach einem Starkregen der Strom ausfällt und die Straßen unter Wasser stehen?
Millionen Menschen sollten nach Vorstellung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) zur Krisen-Vorsorge in Erster Hilfe geschult werden. Konkret geht es dabei um Kurse mit Inhalten zur Selbsthilfe in einer Notlage wie etwa Hochwasser oder Überschwemmungen, die aufgrund des Klimawandels künftig häufiger auftreten werden. „Dadurch wäre die Bevölkerung eher in der Lage, sich in Krisensituationen selbst zu helfen und zu schützen“, sagte DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt der Deutschen Presse-Agentur.
Mehr Mut zum Leben retten
Bei solchen Kursen wird dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe zufolge vermittelt, was zu tun ist, wenn etwa der Strom ausfällt oder Straßen unter Wasser stehen. Hilfsorganisationen in Deutschland bieten diese Kurse bereits an, finanziert vom Bund. Auch die klassische Erste Hilfe wird unterrichtet, also Wiederbelebungsmaßnahmen, stabile Seitenlage, Wundversorgung.
Bislang sind die Deutschen als Ersthelfer extrem zurückhaltend. So verzeichneten Rettungsdienste und Notärzte im vergangenen Jahr 55.000 Fälle von Herz-Kreislauf-Stilland. Nur bei jedem zweiten wurde vor dem Eintreffen der Profis mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen. Häufig haben die Ersthelfer die Sorge, etwas falsch zu machen. In Skandinavien liegt die Quote bei 80 Prozent, dort lernen alle Schülerinnen und Schüler ab der 7. Klasse mehrfach im Unterricht Leben zu retten. „Das ist dann wie Fahrrad fahren. Wenn ich etwas gelernt habe, fällt es mir leichter, es auch im Alltag anzuwenden“, sagt Jan Wnent, leitender Oberarzt und Leiter am Institut für Rettungs- und Notfallmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein.
Rotes Kreuz: Vier Millionen Menschen müssten geschult werden
Nach Vorstellung des DRK müssten mehr Menschen entsprechende Kurse besuchen: „Um die Fähigkeiten zur Selbsthilfe in der Bevölkerung in dem Maße aufzubauen, wie diese im Krisenfall benötigt würden, müsste jeder zehnte Haushalt bzw. vier Millionen Menschen geschult werden.“ Das DRK setzt bei der Teilnahme auf Freiwilligkeit. „Die Kurse sollten kostenlos und auf freiwilliger Basis wahrgenommen werden, da dadurch das Verantwortungsgefühl und somit Selbst-, aber auch Fremdhilfe im Fall einer Notlage gestärkt werden“, teilte die Hilfsorganisation weiter mit.
In Krisensituationen wie etwa nach der Ahrtalkatastrophe müssen häufig Notunterkünfte eingerichtet werden. Damit Menschen dort gut versorgt werden, braucht es speziell ausgebildete Helfer, sogenannte Pflegeunterstützungskräfte.
Die DRK-Präsidentin plädierte dafür, mehr Geld in den Bevölkerungsschutz zu investieren. Derzeit gebe der Bund dafür rund 0,6 Milliarden Euro jährlich aus. Nötig wären laut Hasselfeldt 2,4 Milliarden Euro. „Wir fordern seit Jahren, dass sich der Bund mit 0,5 Prozent des Bundeshaushalt am Bevölkerungsschutz beteiligt“, sagte sie. Eine vergleichsweise geringe Investition – mit großen Wirkungen.