Debatte um Namen: Leiterin erklärt, warum ihre Kita nicht mehr „Benjamin Blümchen“ heißt

32 Jahre lang hieß ein Kindergarten in Sachsen „Benjamin Blümchen“. Nun wird er unbenannt. Leiterin Claudia Günther erklärt, warum der Elefant nicht mehr zeitgemäß und der neue Name trotzdem traditionsreich ist.

Frau Günther, Sie haben entschieden, dass Ihr Kindergarten nicht mehr „Benjamin Blümchen“ heißen soll. Wie genau kam es zu der Änderung?
Wir haben uns vor gut einem Jahr entschieden, das Profil und die konzeptionelle Ausrichtung unserer Kita anzupassen. Unsere Einrichtung ist angelehnt an den lebensbezogenen Ansatz nach Professor Norbert Huppertz. In diesem Ansatz gibt es drei wesentliche pädagogische Ziele, welche wir verfolgen: die Erziehung zum Weltbürger, zu Umwelt- und Naturbewusstsein und zu Friedensfähigkeit. Darüber hinaus stellen wir die für uns wichtigen Aspekte der Bewegung und der Natur in den Mittelpunkt.

Hohe Ansprüche an einen Zeichentrick-Elefanten.
Auch wenn Benjamin Blümchen die pädagogischen Ziele verkörpern würde, spielte er in der pädagogischen Arbeit in unserem Haus schon seit geraumer Zeit keine Rolle mehr. So kamen erste Überlegungen, den Namen zu ändern und an unsere Einrichtung anzupassen. Die Namensideen wurden anonym in der Kita gesammelt. So konnten Eltern und Kinder Namensvorschläge abgeben. Aus diesem wurde der Name „Spreewichtel“ ausgewählt. Schließlich haben uns die Stadtverwaltung Bautzen als Träger der Einrichtung und auch der Stadtrat in unserem Herzensprojekt unterstützt und den Beschluss zur Änderung gefasst, worüber wir sehr glücklich sind.

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„Benjamin Blümchen ist in der Wahrnehmung unserer Kinder nicht mehr so präsent“

Warum war die Figur Benjamin Blümchen als Namensgeber nicht mehr zeitgemäß?
Die „Spreewichtel“ erkunden und erfahren ihre Umgebung spielerisch bewegt. Und wie wir wissen, sind Wichtel fleißige, ideenreiche und schlaue Wesen. Benjamin Blümchen, der große lustige Elefant, ist in der Wahrnehmung unserer Kinder nicht mehr so präsent. Die Namensänderung hat nichts mit der Heldenfigur Benjamin Blümchen an sich zu tun, sondern bezieht sich rein auf unsere pädagogische Arbeit und unser Haus.

Der neue Name hat auch einen regionalen Bezug.
Unsere Kita liegt zudem in der Nähe der Spree und bietet uns regelmäßig die Möglichkeit, Flora und Fauna zu erfahren. Zudem fließt die Spree durch die sorbischsprachige Lausitz und verbindet uns mit den sorbischen Traditionen wie der Vogelhochzeit und dem Osterfest, welche wir den Kindern weitervermitteln. Daher überzeugte uns der Name „Spreewichtel“. Bautzen gilt im deutschlandweiten Vergleich auch als eine sehr familienfreundliche Stadt. Begründet ist dies durch ein großes Angebot an Betreuungseinrichtungen unterschiedlichen Charakters. Das unterscheidet uns von anderen Kommunen.

Was halten die Kinder von dem neuen Namen?
Eine Besonderheit in unserer Kita ist, dass wir einen Kinderrat haben. Dieser besteht aus Kindern aller Kindergartengruppen und wird kind- und altersgerecht regelmäßig befragt. Damit schulen wir nicht nur demokratische Prozesse, sondern orientieren uns an den Hauptnutzern unserer Kindertageseinrichtung. Nur der Blick aus Erwachsenenperspektive reicht leider oftmals nicht. Die Kinder waren aktiv involviert und freuen sich nun, „Spreewichtel“ zu sein.