Weihnachtsserie „Das Fest der Liebe“: Zoff um eine Muffe und eine fingierte Entführung: Der heilige Abend eskaliert

Die Impro-Comedy „Das Fest der Liebe“ zeigt, wie die Dinge an Heiligabend komplett aus den Fugen geraten. Die ARD wiederholt den Vierteiler am Mittwochabend.

Der Ensemblefilm „Wellness für Paare“, die Paartherapie-Comedy „Kranitz – Bei Trennung Geld zurück“ oder der Sechsteiler „Das Begräbnis“: Regisseur, Autor und Schauspieler Jan Georg Schütte hat sich mittlerweile im deutschen Fernsehen mit einer ganz eigenen Herangehensweise einen Namen gemacht. Bei seinen Produktionen bekommen die Schauspieler kein ausformuliertes Drehbuch an die Hand, sondern nur den Handlungsablauf und den Charakter der Rolle. Das lässt viel Raum für Improvisationen – und führt in den Werken des 1962 in Oldenburg geborenen Filmkünstlers zu erstaunlichen Resultaten. 

Mit dieser Methode gelingt Schütte etwas, das er im TV vermisst: „Ich habe das Gefühl, dass im deutschen Fernsehen so viel Papier knistert“, sagte er im vergangenen Jahr dem stern. „Es gelingt nur selten, wirklich lebendiges Fernsehen zu machen, wo man das Gefühl hat, die Dialoge entstehen alle im Moment.“ Im besten Fall entstehen dabei kleine Filmwunder wie in dem 2015 mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten „Altersglühen – Speed Dating für Senioren“ oder die oben genannten Produktionen. 

Jan Georg Schüttes Universum wächst

Mittlerweile gibt es in Schüttes Oeuvre eine neue Tendenz zu beobachten: Seine Werke verschmelzen miteinander, das Universum wächst zusammen. Charaktere aus einer Serie tauchen in einer anderen auf. Den Anfang machte in diesem Jahr der aus „Das Begräbnis“ bekannte Auftragskiller Ivan Meierle (Aleksandar Jovanovic), der einen Kurzauftritt in „Kranitz“ hatte. IV-Jan-Georg-Schütte 21.02

Die erstmals im Dezember 2023 ausgestrahlte vierteilige Weihnachtsserie „Das Fest der Liebe“ geht noch einen Schritt weiter: Sie ist eine Art Spin-Off von „Das Begräbnis“. Dort wurde der mecklenburgische Unternehmer Wolff-Dieter Meurer zu Grabe getragen. Dessen Söhne Mario (Charly Hübner) und Thorsten Meurer (Devid Striesow) machen sich an Heiligabend zusammen mit Nichte Jäcky (Luise von Finckh) auf den Weg nach Schwaben, wo ihre Schwester Sabine (Claudia Michelsen) in eine Industriellen-Familie eingeheiratet hat und auf einem Schloss lebt.

Aus dem erhofften besinnlichen Abend wird jedoch nichts: Zum einen wollen die hemdsärmligen Ossis nicht so recht zu der feinen Familie um Alexander Streuble (Oliver Wnuk) und seine Eltern Elisabeth (Nicole Heesters) und Karl-Eduard (Wolf-Dietrich Sprenger) passen. Der Streit eskaliert schließlich um eine geklaute Muffe – und dann täuschen die beiden Töchter der streitenden Familien, Jäcki und Simone (Lena Klenke), eine Entführung vor. Der Abend droht vollends zu eskalieren.

Eine überzuckerte Weihnachtsgeschichte

Wer mit der Arbeit von Jan Georg Schütte vertraut ist, wird auch hier wieder viel Vertrautes finden und Freude an dem Improvisationsspiel des hochklassigen Schauspielerensembles haben. Doch die etwas absurde Handlung um eine fingierte Entführung beraubt diesen Vierteiler der größten Stärke seiner bisherigen Arbeiten: die Glaubwürdigkeit und Realitätsnähe. 

So ist „Das Fest der Liebe“ eine etwas überzuckerte Weihnachtsgeschichte geworden, die den Zuschauer immerhin auf die drohenden Katastrophen an seinem eigenen Heiligabend vorbereitet.

Die ARD wiederholt die vier Folgen von „Das Fest der Liebe“ in der Nacht von Mittwoch, 18. auf Donnerstag, 19. Dezember ab 0.30 Uhr direkt hintereinander. Die Serie auch in der ARD-Mediathek abrufbar