Paul Watson ist einer der bekanntesten und umstrittensten Walfanggegner. Japan wollte den 74-Jährigen ausgeliefert haben. Doch nun kann Watson wieder seine Familie sehen.
Der Kampf Walfangnation gegen Walfanggegner hat ein vorläufiges Ende gefunden: Der bekannte Walfanggegner und Umweltaktivist Paul Watson kommt nach 149 Tagen Gewahrsam in Grönland wieder frei.
Der 74-Jährige wurde im Juli dieses Jahres aufgrund eines internationalen Haftbefehls aus Japan in der grönländischen Hauptstadt Nuuk festgenommen, nachdem er den dortigen Hafen mit dem Schiff „John Paul DeJoria“ angelaufen hatte.
Japan wirft Watson vor, 2010 in der Antarktis ein Walfangschiff beschädigt und die Walfänger behindert zu haben.
Watsons Zeit im grönländischen Gewahrsam wurde mehrfach verlängert, während unklar blieb, ob er nach Japan ausgeliefert wird.PAID STERN 2019_27 Aug in Aug 16.40
Dänemark: Keine Garantie, dass Gewahrsam von Watson angerechnet wird
Nun hat das dänische Justizministerium entschieden, dass der kanadisch-amerikanische Aktivist freikommen soll und nicht an die Walfangnation Japan ausgeliefert wird. Watson wurde nach Angaben der grönländischen Polizei nach der Entscheidung des Ministeriums bereits am Morgen (Ortszeit) auf freien Fuß gesetzt.
Laut dem dänischen Justizminister Peter Hummelgaard war ein Grund für die Entscheidung, dass Japan nicht garantieren konnte, Watsons Zeit in grönländischem Gewahrsam auf eine mögliche Haftstrafe anzurechnen.
Grönland ist weitgehend autonom, zählt aber offiziell zum Königreich Dänemark. Die letzte Entscheidung über die Auslieferung lag damit beim dänischen Justizministerium.
Paul Watson: Bei Auslieferung wäre ich nicht nach Hause zurückgekehrt
Watson könne nun zu seiner Familie nach Frankreich reisen, teilte eine Anwältin des Aktivisten, Julie Stage, der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau mit. Damit endet das monatelange Ringen um seine Auslieferung kurz vor Weihnachten.
„Ich bin sehr erleichtert. Das bedeutet, dass ich meine Kinder an Weihnachten sehen kann. Ich habe sie seit Juni nicht mehr gesehen“, sagte der Aktivist dem dänischen Fernsehsender TV2.
Seine Freilassung sei für ihn sehr überraschend gekommen. „Ich hatte keine Ahnung. Man bereitet sich auf das Schlimmste vor und hofft auf das Beste“, sagte er weiter. Er ist sich sicher: Wenn er nach Japan ausgeliefert worden wäre, wäre er nie nach Hause zurückgekehrt.Walfang Japan 14.40
„Manchmal braucht man das Gefängnis, um seine Botschaft zu vermitteln“
Watson ist einer der bekanntesten Walschützer. Er war einst eines der ersten Mitglieder von Greenpeace, später gründete er die Sea Shepherd Conservation Society. Angesichts seiner konfrontativen Methoden beim Schutz der Meeressäuger betrachten ihn manche Umweltschützer als Helden, andere halten ihn für zu radikal. Mit seinem Vorgehen hat er zudem diverse Walfangnationen gegen sich aufgebracht – insbesondere Japan.
Watson wies eine Schuld von sich. Seine Anwälte monierten, die Vorwürfe seien nur ein Vorwand, um gegen ihn vorzugehen, weil er Verstöße von Japan gegen Abmachungen zum Schutz von Walen öffentlich gemacht habe. International gab es mehrere Aufrufe und Demonstrationen für seine Freilassung.
„Wir dokumentieren alles und alles wird auf Video aufgezeichnet. Sie (die dänischen Behörden, Anm. d. Red.) mussten sich nur das Filmmaterial ansehen, um zu sehen, dass die Anschuldigungen falsch waren“, sagte Watson zu TV2. Walfleisch in Norwegen 20.10
Er sei daher überrascht, wie lange die dänischen Behörden gebraucht haben, um Japans Antrag zu bearbeiten.
„Alle Beweise waren vorhanden. Aber ich bin sicher, dass Japan eine Menge Druck auf Dänemark ausgeübt hat“, so der Anti-Walfang-Aktivist.
Die 149 Tage in Gewahrsam bereut Watson aber nicht, wie er TV2 sagte. Im Gegenteil. „Manchmal braucht man das Gefängnis, um seine Botschaft zu vermitteln.“
Quellen: Justizministerium Dänemark, Nachrichtenagentur DPA, TV2.