Deutschland: Welche Lücke würde die Heimkehr von Syrern auf dem Arbeitsmarkt reißen?

Eine knappe Million Syrer lebt in Deutschland, viele arbeiten und sind gut integriert. Kehren sie zurück in die Heimat, wären ihre Jobs erst einmal unbesetzt.

Die Geflüchteten aus Syrien bilden die größte Gruppe der Beschäftigten aus Fluchtländern in Deutschland. So waren im Mai 2024 der Statistik der Bundesagentur für Arbeit zufolge knapp 222.610 Menschen mit syrischer Staatsangehörigkeit sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Es folgt die Ukraine mit 183.000, Afghanistan mit rund 100.000 und der Irak mit 72.000.  Bei den Männern mit syrischer Nationalität arbeitet jeder zweite in einem Job mit Sozialabgaben. Bei den Frauen sind es rund 15 Prozent. Hinzu kommen noch einmal rund 65.000 Minijobber. 

Von den Syrern arbeitet der überwiegende Teil im Dienstleistungssektor, nur rund 20 Prozent im produzierenden Gewerbe. Die größte Gruppe mit 32.000 ist im Handel beschäftigt, zudem auch Kfz-Werkstätten zählen. Gut 28.000 Syrer haben Jobs im Gesundheits- und Sozialwesen, davon allein rund 5000 Mediziner. In der Logistikbranche sind es ebenfalls gut 28.000. Allein die Deutsche Bahn beschäftigt derzeit rund 1400 Mitarbeiter aus Syrien. 

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Syrer sind teils gut qualifizierte Fachkräfte

Eine Rückkehr dieser Menschen würde eine Lücke reißen, wäre aber dennoch für den deutschen Arbeitsmarkt „verkraftbar“, sagte der Arbeitsmarktforscher Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg der Deutschen Presse-Agentur. Der Anteil der Syrer an den Gesamtbeschäftigten liege in fast allen Berufsgruppen bei unter einem Prozent.

Im Verhältnis zu Geflüchteten aus anderen Ländern sind die Syrer gut qualifiziert. Fast die Hälfte der Personen, die zwischen 2015 und 2017 nach Deutschland kamen, hatten ein Gymnasium oder eine Hochschule abgeschlossen. Bei Geflüchteten, die später nach Deutschland kamen, waren es mehr als ein Drittel.

Insgesamt leben derzeit rund 975.000 Menschen mit syrischer Staatsbürgerschaft in Deutschland (Stand Ende 2023). Von Beginn des Bürgerkriegs in Syrien im Jahr 2011 herrschte dort ein Terrorregime, ab 2015 stieg die Zahl der syrischen Geflüchteten in Deutschland deshalb stark an.

Wie es für diese Menschen in Deutschland weitergeht, ist offen. Ein kleiner Teil der Kriegsgeflüchteten hat die deutsche Staatsangehörigkeit, der größere Teil genießt Schutz und hat eine befristete Aufenthaltserlaubnis. 

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Debatte um Rückkehr

Die Debatte über ihre Zukunft ist politisch bereits in vollem Gang. Mehrere CDU-Politiker sprachen sich dafür aus, angesichts des Sturz des Assad-Regimes, geflüchtete Syrer wieder in ihre Heimat zurückzuschicken. Politiker von Grünen und der SPD mahnten zur Zurückhaltung angesichts der unklaren politischen Lage in Syrien. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) hat am Montag erklärt, vorerst keine Asylanträge von Syrern mehr zu bearbeiten, betroffen sind davon rund 47.000.

Untersuchungen des IAB von Oktober 2024 zeigen, dass die Integration der Geflüchteten in den Arbeitsmarkt nach 2015 insgesamt besser gelungen ist als bei früheren Wanderungsbewegungen. Etwa 64 Prozent derjenigen, die vor acht Jahren nach Deutschland gekommen sind, haben nun eine Arbeit. Bei den geflüchteten Männern sind es sogar Dreiviertel. Damit gleichen sich die Beschäftigungsquoten immer stärker der allgemeinen Erwerbsbeteiligung in Deutschland an. 

Trotz der wachsenden Beschäftigung gibt es allerdings auch nach wie vor eine größere Gruppe von Bürgergeldbeziehern unter den Syrern. Im August 2024 bekamen eine halbe Million Menschen mit syrischer Staatsangehörigkeit diese Sozialleistung, darunter etwa 350.000 Erwerbsfähige. Diese Zahl verringert sich allerdings deutlich, rechnet man Schüler und Studenten, pflegende Angehörige sowie Beschäftigte, die ihren Lohn aufstocken, heraus. Dann verbleiben noch rund 250.000, was ungefähr der Zahl der Beschäftigten Syrer in Jobs mit Sozialabgaben entspricht. 

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