Bei Tausenden Objekten in NRW-Museen, Bibliotheken oder Archiven ist die Herkunft ungeklärt. In vielen Fällen ist ein NS-Raub nicht auszuschließen. Eine Forschungsstelle unterstützt bei der Klärung.
CDU und Grüne wollen die Suche nach unrechtmäßig entzogenen Kulturobjekten in nordrhein-westfälischen Museen, Bibliotheken und Archiven stärken. Die Landtagsfraktionen fordern die Landesregierung auf, sich gemeinsam mit den Landschaftsverbänden für eine dauerhafte Förderung der Koordinationsstelle Provenienzforschung einzusetzen. Die Stelle spiele eine entscheidende Rolle im Bemühen, die Herkunftsgeschichte von Kulturgütern aufzuklären, heißt es in einem Antrag von CDU und Grünen für das Plenum am Mittwoch.
Die dreijährige Pilotphase der Koordinationsstelle endet mit Ablauf dieses Jahres. Die Stelle hatte Anfang 2022 die Arbeit aufgenommen und wurde zunächst für drei Jahre mit insgesamt 1,2 Millionen Euro ausgestattet.
Die in Bonn angesiedelte landesweite Kontaktstelle soll Museen und andere Einrichtungen in allen Fragen der Herkunftserforschung beraten, unterstützen und vernetzen. Arbeitsschwerpunkte sind neben verfolgungsbedingten Entzügen der NS-Zeit und des Kolonialismus auch Kulturgutverluste in der Zeit der ehemaligen Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der DDR.
Herkunft Hunderttausender Objekte ungeklärt
Besonders kleine Museen oder Archive haben bei der Forschung nach der Herkunft ihrer Objekte nicht die Möglichkeiten wie die großen Flaggschiffe der NRW-Kultur. Die Kontaktstelle in Bonn dient auch als Anlaufstelle für Privatpersonen und den Kunsthandel.
Der Bedarf an der Klärung der Herkunft von Kulturgut – vor allem in Bezug auf die NS-Zeit – ist immens. Eine Umfrage unter allen 1.100 Museen in NRW hatte vor einigen Jahren ergeben, dass in 250 Einrichtungen für mindestens 728.000 Objekte unterschiedlicher Gattungen ein NS-verfolgungsbedingter Entzug nicht auszuschließen ist.