Unterseekabel spannen das Netz für die gesamte weltweite Internet-Kommunikation. Ein Netz, das so anfällig wie alternativlos ist – und künftig besser geschützt werden soll.
Ob Cloud-Service oder drahtlose Kommunikation – Online-Kommunikation mutet rein begrifflich oft luftig an. Tatsächlich aber fließt der Großteil der weltweiten Daten auf dem Weg in die Wolke unter Wasser über den Meeresgrund durch Glasfaserkabel. Und Mobiltelefone erhalten ihr Signal vom nächstgelegenen Sendemast, der wiederum ebenfalls an ein Land- oder Seekabel angeschlossen ist.
Nach Angaben des Telekommunikationsdaten-Dienstleisters Telegeography, gibt es derzeit mehr als 600 aktive oder geplante Unterseekabel. Sie gehören beispielsweise einzelnen Tech-Giganten wie Google und Meta oder Konsortien aus diversen Interessenshaltern. Die längsten von ihnen ziehen sich durch den kompletten Pazifik, wie das 18.000 Kilometer lange Trans-Pacific Express-Kabel zwischen China und den USA, das amerikanische und chinesische Firmen gemeinsam betreiben. Wie die unten stehende Karte zeigt, spannen diese Lebensadern des Internets ein Netz um die gesamte Erde, zusammengenommen haben sie eine Länge von 1,4 Millionen Kilometern. 99 Prozent der globalen Daten fließen der UN-Telekom-Organisation ITU zufolge durch die Seekabel.
Diese kritische Infrastruktur ist äußerst anfällig: In der Regel liegen die Glasfaserkabel, die etwa den Umfang eines dicken Gartenschlauchs haben, einfach auf dem Meeresboden und sind somit vor Unfällen – oder Sabotage – nicht besonders geschützt. Schätzungen der ITU zufolge gibt es jährlich 150 bis 200 Schäden an den Glasfaserkabeln, oft beispielsweise verursacht durch Schiffsanker.
Unterseekabel sind derzeit noch alternativlos
Eine Alternative zu den Kabeln gibt es derzeit noch nicht. Datenübertragung ist zwar auch via Satellit möglich – Starlink ist ein prominentes Beispiel –, allerdings ist das bislang eher eine Lösung für besonders abgelegene Orte. Die Glasfaserkabel haben einen höheren Datendurchsatz, sind kostengünstiger und trotz ihrer Schwachstellen weniger anfällig für Störungen.
„Wenn mehrere Schäden gleichzeitig auftreten, sind wir schnell überfordert“, sagt Ferdinand Gehringer, Referent für Innere und Cybersicherheit bei der Konrad-Adenauer-Stiftung, zum stern. Er fordert schon länger, dass Deutschland beziehungsweise Europa seine Seekabel als kritische Infrastruktur besser schützt.
Interview Gehringer zu Sabotage auf Ostseev 15.00
Zwei Vorfälle in der Ostsee im November 2024 brachten die Debatte wieder auf die Tagesordnung: Innerhalb kurzer Zeit wurden zwei Unterwasserkabel beschädigt: Das Glasfaserkabel BCS East-West Interlink, das zwischen Schweden und Litauen verläuft und das Kabel C-Lion 1 zwischen Finnland und Deutschland. Die Ursache ist in beiden Fällen noch unklar. Sabotage wird zumindest zumindest in Betracht gezogen: Ein chinesischer Frachter soll die beiden Kabel durchtrennt haben, in dem er seinen Anker über den Meeresgrund schleifen ließ. Außenministerin Annalena Baerbock sprach in der Folge von „hybrider Kriegsführung“, Verteidigungsminister Boris Pistorius ging ebenfalls von vorsätzlicher Beschädigung aus.
Ob Unfall oder Sabotage: Die Zwischenfälle haben aufgezeigt, wie verletzlich die Adern des Internets am Meeresgrund sind. Wenn ein Kabel ausfällt, passiert aber in der Regel noch nicht viel. Das Internet ist so aufgebaut, dass der Datenverkehr in dem Fall eine andere Route nimmt. Trotzdem hat die ITU zusammen mit Industrievertretern jetzt ein internationales Beratungsgremium gegründet, das den Schutz von Unterseekabeln verbessern soll.
Quellen: Telegeography, Konrad-Adenauer-Stiftung, mit DPA