In der Diskussion über Syrien-Flüchtlinge kritisiert der scheidende EKHN-Präsident manche Töne. Land und Menschen benötigten vielmehr größtmögliche internationale Unterstützung.
Der Präsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat den Sturz von Präsident Baschar al-Assad als Ende eines mehr als 50-jährigen Regimes des Schreckens und der Folter in Syrien bezeichnet. „Es ist nur zu verständlich, dass viele Syrerinnen und Syrer jetzt aufatmen, sich freuen und auf eine bessere Zukunft hoffen, an der sie mitarbeiten möchten“, teilte Volker Jung mit. Allerdings sei noch nicht absehbar, wie sich die Lage in dem Land entwickeln werde.
Was Syrien „überhaupt nicht brauchen“ könne, seien machtpolitische Einflussnahmen von Außen, betonte Jung. Stattdessen sei größtmögliche internationale Unterstützung nötig, um Strukturen und Institutionen auch zum Schutz aller religiösen und ethnischen Gruppen aufzubauen.
„Kurzsichtig und politisch außerordentlich unklug“
„In dieser Situation als Erstes Abschiebungen von Schutzbedürftigen zu fordern, ist beschämend, kurzsichtig und politisch außerordentlich unklug“, meinte der Kirchenpräsident. „Was die bei uns lebenden Syrerinnen und Syrer jetzt brauchen, ist vor allem Sicherheit und Zeit, um in Ruhe über ihre Zukunftsperspektiven entscheiden zu können.“
Hilfreich für sie wäre etwa, wenn Reisen zwischen Deutschland und Syrien möglich wären, ohne Sanktionen oder aufenthaltsrechtliche Folgen fürchten zu müssen. „So würde ihnen ermöglicht, Angehörige zu unterstützen und den Wiederaufbau zu fördern“, erklärte Jung.
Er scheidet nach 16 Amtsjahren Ende Dezember aus. Die EKHN zählt rund 1,3 Millionen Mitglieder. Zu ihrem Gebiet gehören weite Teile von Mittel- und Südhessen mit dem Rhein-Main-Gebiet sowie Teile von Rheinland-Pfalz inklusive Mainz.