Champions League: Nicht nur im Jubiläum: Neuer fehlt dem FC Bayern länger

Der FC Bayern läuft zum 300. Mal in der Champions League auf. Ein Sieg zum Jubiläum ist fast Pflicht, um sich einen unnötigen Umweg zu ersparen. Nicht nur Kapitän Neuer fehlt als Leistungsträger.

Nach dem vollmundig ausgerufenen „Titel dahoam“ muss der FC Bayern zum Champions-League-Jubiläum auch ohne den länger verletzten Manuel Neuer eine wegweisende Pflichtaufgabe lösen. Der Kapitän wird dem Rekordmeister nicht nur im 300. Spiel der Bayern in Europas Fußball-Königsklasse fehlen, sondern sogar erst im Januar wieder zur Verfügung stehen.

„Er hat einen Rippenbruch. Wahrscheinlich wird er dieses Jahr nicht mehr spielen“, bestätigte Trainer Vincent Kompany am Vorabend des Spiels gegen Donezk am Mittwoch (21.00 Uhr/Amazon Prime) in der Arena auf Schalke. 

Damit entpuppte sich der Zusammenstoß Neuers mit Bayer Leverkusens Jeremie Frimpong beim Aus im DFB-Pokal in der Vorwoche als folgenschwerer als ohnehin schon. Der 38 Jahre alte Neuer hatte für diese Aktion Rot gesehen und hatte schon das 4:2 in der Liga gegen den 1. FC Heidenheim verletzt verpasst. 

Erneut mit Vertreter Daniel Peretz im Tor wollen die Münchner mit einem weiteren Sieg gegen Donezk die Klettertour in der Tabelle der reformierten Liga fortsetzen. „Wir wollen gegen Schachtjor gewinnen. Dann sind wir komplett im Reigen dabei, um dann im Januar die letzten beiden Spiele zu gewinnen und unter die ersten Acht einzuziehen“, forderte Sportvorstand Max Eberl.

„Müssen unsere Hausaufgaben machen“

172 Tage vor dem Champions-League-Endspiel in der Allianz Arena könnte dem ersatzgeschwächten Team um Zauberfuß Jamal Musiala der wichtige Sprung unter die anvisierten Top 8 des Klassements der 36 Teams glücken. „Wir wissen alle, dass Ende der Saison das Finale der Champions League in München ansteht. Wir wissen auch, dass wir alle vorher unsere Hausaufgaben machen müssen“, sagte Präsident Herbert Hainer.

Ein Platz im oberen Tabellenabschnitt würde dem von immer mehr Verletzungen geplagten und viel belasteten deutschen Rekordmeister eine ärgerliche Strafrunde Mitte Februar ersparen. Playoff statt Pause hieße es dann, denn 16 nicht direkt für das Achtelfinale qualifizierte Teams spielen in Hin- und Rückspiel die weiteren acht Achtelfinalisten aus. „Belastung ist das große Thema. Für Spieler, für alle Beteiligten“, warnte Eberl im BR Fernsehen. Man komme bei all den Wettbewerben „an Grenzen“.

XXL-Saison als große Herausforderung

Die Muskelverletzungen von Harry Kane und João Palhinha sowie die der neu hinzugekommenen Kingsley Coman und Alphonso Davies verdeutlichen bereits in der Hinrunde einer XXL-Saison mit einer Club-WM nach dem regulären Ende der Spielzeit die Herausforderungen für die Spitzenclubs. Serge Gnabry fehlt gegen Donezk wegen Kniebeschwerden.

„Ich denke schon, dass wir eine schlagkräftige Mannschaft auf den Platz schicken“, sagte Routinier Thomas Müller, der nach fünf Auswärtsspielen ohne Sieg in Europa gegen Donezk auf ein Ende dieser Negativserie hofft. Trainer Kompany konnte beim Training noch in München den Stürmer Mathys Tel nach Erkrankung als Alternative für das Jubiläumsspiel begrüßen. Weitere Torhüter im Münchner Kader sind am Dienstag Max Schmitt (18) und Leon Klanac (17).

Kompany: Werden alles geben

„Wir werden alles gegeben, um das Jahr erfolgreich zu beenden“, sagte Kompany. Gemessen an seiner Achtelfinal-Formel – sechs Siege reichen für die Top 8 – müssten die Münchner als 13. nach bisher drei Siegen und zwei Niederlagen in den ausstehenden Aufgaben gegen Donezk, bei Feyenoord Rotterdam und zu Hause gegen Slovan Bratislava noch neun Punkte holen.

Für die Vorbereitung auf das deshalb bedeutsame Match gegen den Tabellen-26. Schachtar ließ Kompany mit seinem Team die Jahreshauptversammlung am Sonntag aus. In der Ferne konnte der Belgier aber vernehmen, wie beim Mitgliederkonvent die Bedeutung des zweiten Königsklassen-Endspiels nach dem Final-Drama 2012 gegen den FC Chelsea immer wieder betont wurde. 

Bayern-Chef mit Titelansage

„Es muss unser Anspruch sein, im Saisonfinale der Champions League im eigenen Stadion dabei zu sein. Dieses Mal nennen wir es nicht Finale dahoam, dieses Mal nennen wir es Titel dahoam“, rief Vorstandschef Jan-Christian Dreesen den jubelnden Mitgliedern zu. „Wir wissen, es ist noch ein weiter Weg. Unsere Spieler wissen das auch.“

Im Mannschaftskreis findet es Kimmich „ganz gut, ein sehr großes Ziel vor Augen zu haben.“ An der Seite des Mittelfeldchefs dürfte anstelle des Ex-Schalkers Leon Goretzka erneut der nach seinem Schlüsselbeinbruch genesene Aleksandar Pavlovic auflaufen. „Es ist sehr wichtig, einen Sieg in der Champions League mitzunehmen“, sagte der 20-Jährige.

Dass es zum Jubiläum gegen Donezk geht, passt in die Champions-League-Historie der Münchner, die in der ewigen Tabelle Dritter hinter Real Madrid und dem FC Barcelona sind. In 299 Spielen gab es für den deutschen Branchenführer 176 Siege, 60 Unentschieden und 63 Niederlagen. Dreimal feierten die Bayern dabei Erfolge mit sieben Toren Vorsprung als höchste Siege, unter anderem in der Saison 2014/15 beim 7:0 gegen Schachtjor.