Am Donnerstagabend stand Berq auf der Bühne, strahlte und hielt die begehrte 1Live Krone für den „Besten Newcomer Act“ in den Händen. Wie hat er das geschafft?
Erst vor wenigen Wochen war Berq in „Gretels Gasthaus“ zu sehen, einem Interview-Format, das junge Musiker näher beleuchtet. Nun steht er auf der Bühne im Lokschuppen Bielefeld und präsentiert seinen ersten großen Preis. Die 1Live Krone, die er in seiner Dankesrede charmant als „Klotz“ bezeichnete, ist dabei nur das Sahnehäubchen auf einer bereits erfolgreichen Karriere.
Wenn er grinsend auf der Bühne steht oder durch die großen Konzerthallen crowd-surft, kreischt die Menge. Sie sind verrückt nach ihm. Mit gerade mal 20 Jahren hat er es geschafft, 2 Millionen monatliche Spotify-Hörer zu gewinnen. Aus seiner Wahlheimat Berlin-Kreuzberg heraus arbeitet der gebürtige Hamburger unermüdlich an neuer Musik. Und viele Fans sind sich sicher: Er ist genau das, was der Branche noch gefehlt hat.
Berq nahm Unterricht in Musiktheorie
Sechs Jahre lang musiziert Felix Dautzenberg, so sein bürgerlicher Name, in der Schulband seines Gymnasiums. Nebenher nahm er zwölf Jahre lang Unterricht in Musiktheorie. Als er 2022 sein Abitur abschloss, war der Zeitpunkt für seine Karriere gekommen. Noch im selben Jahr veröffentlichte er den Song „Echo“, mit dem er sich bei Musikhochschulen bewarb. Die positive Resonanz darauf brachte ihn dazu, seine Solo-Karriere fortzusetzen. Erste Aufmerksamkeit erhielt er als Support-Act für Künstler wie Ennio, Schmyt und Paula Hartmann.
Im Mai 2023 dann der Durchbruch: „Rote Flaggen“ – ein Song, der nicht nur in den Radios rauf und runter lief, sondern auch auf TikTok viral ging. Der Begriff „Red Flags“, also Warnzeichen in zwischenmenschlichen Beziehungen, griff den Zeitgeist auf und zog die Massen an. Ende Oktober folgte sein erstes Album, das schlicht „berq“ betitelt ist.
Seine aktuell erste Tour war nach kürzester Zeit ausverkauft und auch die Tickets für die kommende Tour im Februar 2025 sind längst vergriffen. Er tritt jedoch nicht nur in großen Hallen auf, sondern hatte auch die Ehre, im September dieses Jahres im Rahmen des Bonner Beethovenfests in einer Kirche zu performen. „Ich wusste nicht, dass ich Berq in einer Kirche live zu sehen so sehr brauche. Beethoven wäre stolz auf ihn“, schrieb ein Fan nach dem Konzert auf TikTok.
Seine Stimme macht ihn so besonders
Wieso er so gut ankommt? Es ist vor allem seine unverwechselbare Stimme, die den Unterschied macht. Sie ist warm, mit einer leichten Brüchigkeit und zieht durch ihre subtile, aber eindringliche Klangfarbe in den Bann. In ruhigeren Momenten flüstert sie fast, während sie in intensiveren Passagen an kontrollierter Tiefe und Ausdruck gewinnt. Wenn seine Musik eine Farbe hätte, dann wäre es ein dunkles Lila. Das sagte er selbst 2023 in einem Interview mit Diffus. Die Texte sind komplex und tiefgründig, bleiben aber dennoch eingängig. Es scheint, als wäre Musik immer schon sein Spielplatz gewesen, als hätte er nie etwas anderes gemacht, als poetische Gedanken in Songs zu verwandeln.
Mit seinen dunkelblonden Engelslocken und den strahlend blauen Augen blickt er in die Seelen seiner Fans. Texte, die von Liebeskummer, Trauer und Ängsten sprechen, finden vor allem bei der jungen Generation Anklang. Und seine Musiker-Kollegen sind begeistert: Herbert Grönemeyer, rund 40 Jahre älter als Berq, beschreibt ihn als „eigen, frisch, mutig, dreist“.1Live Krone 10:51
Mit Zeilen wie „Wenn deine Snap-Map wieder aus ist. Und das Licht es sicher auch ist. Ja dann weiß ich, wo du bist. Wessen Mund du küsst“ aus dem Song „2 Minuten“ bringt er Herzschmerz und Betrug auf den Punkt. Und auch traurige Schicksalsschläge, wie die Geschichte des „Blauen Ballons“, den Berq in seinem gleichnamigen Song verarbeitet, verwandelt er mühelos in Musik.
Die Geschichte dahinter erklärt Dautzenberg in dem YouTube-Video von „Gretels Gasthaus“ wie folgt: Seine Mama ging mit dem Hund spazieren und entdeckte einen blauen Ballon mit einem Brief. Sie nahm ihn an sich. Der Verfasser heißt wohl Florian und schreibt gefühlvoll von dem tragischen Tod seiner Mutter. Berq nahm die Geschichte auf und formte mit leicht abgeänderten Zeilen einen Song daraus, der wohl bei jedem Herzschmerz auslöst.
Mit seiner unverwechselbaren Musik und der wachsenden Fangemeinde steht fest: Seine Reise hat gerade erst begonnen und die Bühne wird noch lange in ein dunkles Lila getaucht sein.