Die Uniklinik Heidelberg ist eines der größten medizinischen Zentren Deutschlands und zählt zu den besten Krankenhäusern der Welt. Nun herrscht hier rund 24 Stunden Ausnahmezustand.
Heizlüfter in den Räumen, Feuerwehr und Technisches Hilfswerk auf dem Gelände und geschlossene Fenster, um kalte Luft tunlichst draußen zu halten: Rund 1.000 Patientinnen und Patienten sowie etwa 2.000 Mitarbeitende am Uniklinikum Heidelberg haben eine gravierende Störung des Heizwerks auf dem Campus Neuenheimer Feld zu spüren bekommen. Betroffen war unter anderem das Deutsche Krebsforschungszentrum.
„Wir wissen noch nicht, warum es zu dieser massiven Störung gekommen ist“, sagte Kliniksprecherin Stefanie Seltmann der Deutschen Presse-Agentur. Es habe wohl einen technischen Zwischenfall gegeben. Am Nachmittag war der Defekt laut Seltmann behoben. Da die Anlagen ausgekühlt waren, sollte es bis zum frühen Abend dauern, bis wieder alles auf Normaltemperatur läuft.
Alles in allem bedeutete das in etwa 24 Stunden Ausnahmezustand. Die Information, dass die gesamte Heizanlage ausgefallen sei, habe die Klinik am Donnerstag gegen 17.00 Uhr erreicht, berichtete die Kliniksprecherin. „Da waren wir dann natürlich schon etwas alarmiert.“
Wolldecken und Heizlüfter gegen die Kälte
Einsatzkräfte von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und Deutschem Roten Kreuz verteilten Wolldecken an Patientinnen und Patienten, damit diese nicht frieren. Sie stellten mobile Heizgeräte vom Foyer bis in die Krankenzimmer auf und kümmerten sich mit entsprechendem Gerät um warmes Wasser.
Nur Notfälle wurden operiert. Die Lüftung dürfe nicht betrieben werden, erklärte Seltmann. Sonst werde es im OP zu kalt, da sie Luft von außen anziehe. Die Lüftung sorge aber auch für Sterilisation in den Operationsräumen. Deswegen habe man aus Sicherheitsgründen planbare Eingriffe verschoben.
Auch ihre Zimmer sollten Patientinnen, Patienten und Klinikmitarbeitende nicht lüften, sagte Seltmann. „Aber ansonsten ist die Situation einigermaßen stabil.“ Niemand sei verlegt worden. Ambulanzen könnten weiterarbeiten. Auch die Essensversorgung der Patientinnen und Patienten sei sichergestellt.
Frühchen liegen in Inkubatoren
Besonders in den Ambulanzbereichen sei es kühl geworden, da die Türen dort häufig auf- und zugingen, sagte die Sprecherin. Deshalb habe man gerade auch diese Einrichtungen mit mobilen Geräten beheizt. Auf den Intensivstationen wiederum produzierten so viele Geräte Wärme, dass es dort gar nicht so kalt werden könne. „Und die kleinen Frühchen liegen in den Inkubatoren.“
Die Uniklinik Heidelberg ist mit rund 2.500 Betten eines der größten medizinischen Zentren Deutschlands und zählt zu den besten Krankenhäusern der Welt. Betroffen von dem Heizungsausfall waren den Angaben nach unter anderem die Chirurgie, die Kopfklinik, die Kinderklinik, die Frauenklinik, die Innere Medizin sowie das Nationale Zentrum für Tumorerkrankungen. Hinzu kommen die Medizinische Fakultät und andere Einrichtungen auf dem Campus.
Am Deutschen Krebsforschungszentrum etwa gab es einer Sprecherin zufolge nur minimale Einschränkungen: Um die Raumtemperatur nicht zu sehr absinken zu lassen, sei die Lüftung gedrosselt worden. „In sehr wenigen Laborbereichen, in denen aufgrund der biologischen Sicherheit hundertprozentige Belüftung vorgeschrieben ist, darf daher nicht gearbeitet werden“, teilte sie mit. Und die Kantine habe nicht kochen können, weil diese teilweise Dampf nutze.
Eigentlich sehr hohe Versorgungssicherheit
Heizwerk-Betreiber Eon machte keine Angaben zu dem Vorfall und verwies auf die Pressestelle des Klinikums. Im Internet beschreibt der Energieversorger, wie exzellent ausgeklügelt die Energieversorgung im Neuenheimer Feld den Worten zufolge ist: Eine Kraft-Wärme-Kälte-Kopplungs-Anlage mit Gasturbine und nachgeschalteten Abhitze- und Heißwasserkesseln liefere hocheffizient Energie in Form von Strom und Wärme für Prozess- und Laboranwendungen sowie Dampf für den Klinikbetrieb – und obendrein noch Kälte.
„Die Spitzenforschung an der Universität Heidelberg erfordert eine absolut zuverlässige Energieversorgung“, heißt es weiter. 15 Mitarbeiter vor Ort sorgten dafür, dass alles reibungslos laufe. Mitsamt digitalem Monitoring erreiche Eon „einen Spitzenwert von 99,9 Prozent Versorgungssicherheit“.
Vorgaben zur Notstromversorgung
Weder die Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft (BWKG) noch die beiden Landesministerien für Wissenschaft und Gesundheit machten Angaben zu den baurechtlichen Vorgaben für Kliniken mit Blick auf die Wärmeversorgung. „Bekannt ist uns, dass die Krankenhäuser über eine Notstromversorgung verfügen müssen, mit der für 24 Stunden in Kernbereichen der Betrieb essenzieller Systeme aufrechterhalten werden kann“, teilte eine BWKG-Sprecherin mit. Gemeint seien etwa Intensivstationen und Beatmung.
In einer Ergänzung zur Landesbauordnung zum baulichen Brandschutz heißt es in Bezug auf die Stromversorgung: „Krankenhäuser müssen eine Sicherheitsstromversorgungsanlage haben, die bei Ausfall der Stromversorgung den Betrieb der sicherheitstechnischen Anlagen und Einrichtungen übernimmt.“ Diese gelte vor allem etwa für die Sicherheitsbeleuchtung, Feuerwehraufzüge, Feuerlöschanlagen, Rauchabzugsanlagen und Alarmanlagen.