Bis Ende des Jahrzehnts will Rolex in Bulle im schweizerischen Kanton Freiburg eine neue Fabrik eröffnen. Erstmals zeigte die Marke, wie der neue Standort auf der grünen Wiese aussehen soll. Ein erstes, kleines Hindernis gab es bereits.
Wird es eine Zeit wie vor zehn Jahren nochmal geben? Diese Frage treibt Rolex-Kunden weltweit um. Um 2015 (und davor) war es – abhängig vom Modell – oft ohne Probleme möglich, eine Uhr der Schweizer Manufaktur ohne Warteliste und teilweise sogar mit kleinen Rabatten direkt beim Juwelier mitzunehmen. Das änderte sich irgendwann drastisch, spätestens mit Beginn der Pandemie erreichte die Beliebtheit der Uhren mit der Krone ein für Sammler beinahe lästiges Level. Seitdem ist quasi kein Modell mehr bei den Konzessionären verfügbar und selbst für Rolex-Modelle über 40.000 Euro muss man mit einer Wartezeit rechnen.
Rolex lässt sich den Vorwurf einer künstlichen Verknappung nicht gefallen. Auch wenn die Fabriken in der Schweiz, in denen jährlich angeblich mehr als eine Million Uhren gebaut werden, auf Hochtouren laufen, reicht es nach Angaben des Konzerns einfach nicht. Ob das stimmt, wird man wohl nie erfahren.
Doch eine Entwicklung deutet darauf hin, dass Rolex tatsächlich daran interessiert zu sein scheint, die teils jahrelangen Wartezeiten der potentiellen Käufer zu verkürzen – in welchem Umfang auch immer. Im März vergangenen Jahres kündigte Rolex neben temporären Standorten, die bereits in diesem Jahr mit der Arbeit beginnen sollen, eine fünfte Fabrik in Bulle an.
Erste Entwürfe der neuen Rolex-Riesenfabrik
Wie das Fachmagazin „Watchpro“ schreibt, wird Rolex mit dem Bau der Fabrik bald starten. Aktuell befindet sich auf dem Grundstück, das die Genfer für 31 Millionen Schweizer Franken gekauft haben, eine grüne Wiese mit der Fläche von etwa 15 Fußballfeldern. Später soll sich dort ein Komplex, bestehend aus vier Produktionsstätten und einem Verwaltungsgebäude, befinden. Die Investition beziffert Rolex mit einer Milliarde Schweizer Franken. Im Zuge der Veröffentlichung der ersten Entwürfe wurde das konkrete Baugesuch eingereicht.
Rolex teilte mit, dass man bei dem Bau die Anforderungen des britischen Gütesiegels Breeam für nachhaltiges Bauen erfüllen wolle – und damit das erste Industriegebäude in der Schweiz errichte, das entsprechend zertifiziert werde. Breeam ist ein strenges Bewertungssystem für Gebäude. Ein solches Zertifikat bescheinigt eine besonders umweltfreundliche Bauweise und ein nachhaltiges Standortkonzept.
Vor dem eigentlich Bau gab es jedoch eine kleine Überraschung für die Manufaktur mit der Krone. Auf dem Areal fand man Überreste einer 200 Meter langen antiken römischen Straße mitsamt Grabstätten. Schon vor dem Bau habe es Hinweise gegeben, dass es sich um eine Fundstätte handelt, aber erst jetzt wurde das vergleichsweise gewaltige Ausmaß der Straße deutlich. Es heißt, es könne sich um eine Zufahrt einer römischen Villa gehandelt haben.
„Swissinfo“ berichtet, dass Münzen, Pfeilspitzen, Schuhe und kaputte Räder gefunden wurden. Lange aufgehalten hat der Fund die Arbeiten aber nicht: Bis Ende April hatten die Archäologen Zeit, die Straße freizulegen und zu bergen, was zu bergen war. Danach gingen die Arbeiten weiter. Zu einem späteren Zeitpunkt soll es eine Ausstellung der Funde geben.
Jacques Monnier vom Freiburger Amt für Archäologie erklärte der öffentlich-rechtlichen Nachrichten- und Informationsplattform: „Es ist normal, dass bei solchen Bauprojekten archäologische Funde zerstört werden.“
Temporäre Standorte sollen zeitnah die Arbeit aufnehmen
Bis die Fabrik in Bulle Ende des Jahrzehnts eröffnet, sollen die temporären Standorte unterstützen. Im nahegelegenen Romont sollen bereits im kommenden Jahr 250 bis 300 Mitarbeiter auf dem Gelände einer 2015 geschlossenen Tetrapak-Fabrik die Arbeit aufnehmen. Diese sollen zum Teil dort ausgebildet werden, damit zu Eröffnung in Bulle ausreichend Fachkräfte in der Region vorhanden sind. Insgesamt, so „Watchpro“, sollen in Bulle einmal 2000 Mitarbeiter und „Hunderte Auszubildende“ beschäftigt werden.
Wie viele Uhren nach Eröffnung der neuen und damit fünften Fabrik zusätzlich verfügbar sein werden, wird wohl ebenso ein Geheimnis bleiben, wie die Gesamtanzahl der aktuell gebauten Modelle. Da Rolex von einer Stiftung kontrolliert wird, muss der Konzern keine Geschäftszahlen offenlegen – und tut dies auch nicht.
Spätestens als Eingetragener auf einer Warteliste wird man es vielleicht – oder vielleicht auch nicht – merken.