Kolumne: Marinić: Lieber deutscher Mann, kill doch bitte den Musk in dir!

Viele Männer sagen, dass sie Donald Trump und Elon Musk unheimlich finden. Doch wie viel Machotum steckt eigentlich in ihnen selbst?

Ach, lieber deutscher Mann, kill doch bitte den Musk in dir! Hör tief in dich rein, wie du über Frauen denkst. Denk zurück an dein letztes Bier mit dem Chef: Wie froh du warst, als du deine Ambitionen locker verwirklichen konntest. Wo war deine Kollegin in dem Moment? Aber Musk postet sexistisches Zeug, ja, mit solchen Sätzen posierst du gern vor ihr.

Ich will eigentlich nicht über die Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern herziehen. Das kommt mir unzeitgemäß vor, Frauen sind heute doch irgendwas zwischen Wonder Woman und Lara Croft: kraftstrotzende, aber weiche Wesen. Klingt gut, bildlich aber wirkt das oft wie ein Softporno mit gewissen Härtezulagen. Wir, die durchtrainierten Frauen, die zurückschlagen, dabei schön anzusehen. Wie schwierig das Zurückschlagen ist, zeigte sich bei Kamala Harris. Natürlich hat sie Fehler gemacht, aber für ihren Kardinalfehler kann sie nichts: Sie ist eine Frau.

Seit Trump gewonnen hat und Musk neben ihm thront, höre ich von vielen Männern, wie unheimlich die beiden seien. Es seien Kerle mit niederen Instinkten, heißt es. Ich höre gern zu, wie diese Männer sich von ihnen distanzieren. Für Momente lasse ich mich einlullen von ihrer Empörung, bis ich sie beim Handeln beobachte: Das Männergehabe, das sie eben noch kritisierten, ist ihnen selbst nicht fremd. Gerade im beruflichen Kontext wollen Männer immer ein bisschen wie Bros wirken.

Donald Trump und Elon Musk sind eine Parodie ihrer selbst

Eine Frau weiß nicht, wann all die Kerle Brüderschaft trinken, wie das alles passiert. Es sind Codes, die wir nicht beherrschen. Viele Männer haben durch #MeToo gelernt, Frauen nicht wie ein Objekt zu behandeln bei der Arbeit. Bei manchen hat man jedoch den Eindruck, sie wissen gar nicht mehr, was sie mit einer Frau bei der Arbeit eigentlich tun sollen. Besser auf Männerkollegen fixieren, da kann man nichts falsch machen.

Herbstblöd.  8.30

Ich habe nicht so viel Angst vor Trump oder Musk, sie sind viel zu drüber, eine Parodie ihrer selbst. Wovor ich aber Angst habe, sind die Männer in der Welt um mich herum, die deren Gehabe nachahmen werden, weil es den großen Erfolg verspricht. Mag sein, dass ich die Eleganz von Barack Obama und George Clooney idealisiere, die mit Michelle und Amal kluge, ebenbürtige Partnerinnen an der Seite haben. Aber Statistiken, die zeigen, dass junge Männer Feministinnen kritisch sehen, beunruhigen mich. Ich habe Angst um junge Frauen, die diese verunsicherten Jungs lieben werden. Jungs, die sich derzeit Youtube-Videos anschauen, in denen Männlichkeit propagiert wird, die Geld und folgsame Frauen will.

Wann werden die Männer hier feministisch laut? 

In den USA entsteht gerade eine Bewegung, in der junge Frauen einander raten, auf Jungs, Sex und Beziehungen komplett zu verzichten. Sie leben in einem Land, in dem der Präsident einen Mann, der des Sexhandels bezichtigt wird, zum Justizminister beruft. Das finden alle Männer, die ich kenne, empörend, klar. Doch was tun sie, um unsere Welt hier vor der dort zu schützen? Wann werden die Männer hier feministisch laut?

Friedrich Merz, bald vermutlich Kanzler, findet bei Frauen wenig Anklang, das scheint kein Hindernis zu sein auf dem Weg nach oben. Merz hat keine gute Art, Frauen einzubinden, er will sie bevormunden und die Diskussion um die Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen für beendet erklären. Natürlich zu ihrem Wohl. Wie wäre es, wenn Männer in diesem Land aus Solidarität mit Frauen den Mund aufmachten, statt nur gegen Trump zu wettern? Wie wäre es, nicht so viel über das Machogehabe zu lästern, sondern zu merken, wann man selbst ein Macho ist?