Silvester-Drink: Das Getränk der Könige: Warum Royals Champagner lieben

Es heißt, dass Champagner das einzige Getränk sei, das zu jeder Gelegenheit passt, ob zur Silvester-Feier – oder um seine Sorgen darin zu ertränken. Auch die Royals sind große Fans.

Der Legende nach war es der Benediktinermönch Dom Pérignon im späten 17. Jahrhundert, der erstmals gezielt Schaumwein herstellte. Die heute als Luxusgetränk bekannte Spirituose war nämlich um 1660  quasi per Zufall „erfunden“ worden: Angeblich ließ sich ein Marquis de Saint-Evremond Weißweine aus der Champagne ins Exil nach England schicken, weil es dort keine guten einheimischen Weine gab. Während des Transports setzte bei entsprechend hohen Temperaturen und Bewegung der Fässer auf dem Schiff häufig eine spontane zweite Gärung in den Weinfässern ein, und dann sprudelte es nach Ankunft bei der Abfüllung der Flüssigkeit in die bereit stehenden Flaschen – sehr zur Überraschung und bald auch zur Freude der adeligen Kreise auf der Insel. 

Denn bis dahin hatten hochgestellte Weinliebhaber in ganz Europa „stille“ Weine aus der Champagne bevorzugt, eine der wegen ihrer besonderen Bodenbeschaffenheit beliebtesten Lage zum Weinanbau. Wenn bei der Produktion doch einmal gegorener Rebensaft mit Bläschen dabei war, galt das als Makel und die betroffenen Fässer wurden weggegossen.

Die Engländer fanden als erste Gefallen an dem moussierenden Gefühl am Gaumen, sie kauften am liebsten die prickelnde „Ausschussware“. Das brachte die Kellermeister der Champagne auf eine neue Geschäftsidee. Das Abfüllen dieser „unfertigen“ Weine direkt nach dem Keltern in besonders dickwandige Flaschen kam in Mode. Bald erkannten auch die Eliten in ganz Europa den besonderen Genuss, den dieses perlende Luxusgetränk zu bieten hatte, das nicht nur die Sinne betört, sondern das durch seine beschränkten Produktionsmengen und den damit einhergehenden hohen Preis immer auch einen Hauch von Luxus und Dekadenz umgibt. 

Champagner: Das Getränk der Macht und der Royals

Bald hatte Champagner seinen festen Platz auf den Tafeln an den Höfen Europas gefunden. Sonnenkönig Ludwig XIV. soll Champagner nicht nur als Getränk, sondern auch als Statussymbol geschätzt haben, weil er damals noch kaum exportiert wurde. Die königliche Residenz Versailles war berühmt für ihre luxuriösen Bankette, bei denen der Schaumwein als unverzichtbarer Bestandteil galt. 

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Später, im 19. Jahrhundert, war das kaiserliche Russland einer der wichtigsten Abnehmer für Champagner. Gerade dort bevorzugte man damals einen sehr süßen Stil, der speziell für den russischen Geschmack kreiert wurde. Dieser sogenannte „Champagne Doux“ enthielt oft mehr als 150 Gramm Zucker pro Liter und war eine regelrechte Spezialität am Zarenhof. Zum Vergleich: Heutige Brut-Varianten, also der meist getrunkene trockene Champagner, enthalten nur um die 12 Gramm pro Einheit.

Champagner erobert Europas Höfe

Kaiser Napoleon Bonaparte, der ebenfalls ein Fan des feinperligen Weines war, soll gesagt haben: „Champagner trinken wir, um Siege zu feiern, aber manchmal brauchen wir ihn umso mehr, wenn wir verlieren.“ Dieses kaiserliche Zitat beschreibt nicht nur den vielseitigen Charakter des Getränks, sondern auch dessen untrennbare Verbindung zu triumphalen oder zumindest sehr besonderen Augenblicken im Leben – noch heute werden besondere private oder berufliche Momente weltweit mit Schaumwein gefeiert, und, wenn man es sich leisten kann, am liebsten mit dem Original aus Frankreich.

Während der Napoleonischen Kriege spielte das Haus Veuve Clicquot übrigens eine besondere Rolle: Die Witwe des Firmenchefs schaffte es, den Handel mit Russland trotz kriegsbedingter Handelsbeschränkungen aufrechtzuerhalten. Nach dem Ende der Blockade im Jahr 1814 schickte sie versuchsweise eine große Lieferung ihres neuen Cuveé-Champagners nach Russland, um Kundschaft am Zarenhof und unter reichen Aristokraten zu gewinnen – ein gewagtes, aber sehr erfolgreiches Unternehmen. In der Folge waren die schweren grünen Flaschen mit dem orangefarbenen Etikett von Hofbanketten nicht mehr wegzudenken.

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Die Franzosen machten aus der Herstellungsform der Flaschengärung eine Kunstform, daher gilt französischer Schaumwein bis heute als das edelste Getränk der Welt – und darf nur so heißen, wenn es tatsächlich mit Trauben aus der Champagne entstanden ist. Produzenten aus anderen Ländern oder aus anderen Regionen Frankreichs müssen auf die Bezeichnung Sekt, Crémant oder Sparkling Wine zurückgreifen.

Edward VII. – Der Gentleman-Genießer

Einer der prominentesten britischen Champagner-Liebhaber in der Zeit der Belle Epoque Ende des 19. Jahrhunderts war Edward, Prinz von Wales, später ab 1901 nach dem Tod seiner Mutter, Königin Victoria, Edward VII., der charmante Lebemann auf dem britischen Thron. Wegen des von ihm erfolgreich vermittelten britisch-französischen Abkommens „Entente Cordiale“ hinterließ er nicht nur politisch, sondern auch kulinarisch und önologisch seine Spuren in der Heimat des Champagners.

„Bertie“, wie er in der königlichen Familie genannt wurde, war das Gegenteil seines puritanischen Vaters, Victorias Prinzgemahl Albert. Der Thronfolger liebte das Leben und genoss es in vollen Zügen: opulente Gelage, am liebsten in Begleitung einer seiner zahlreichen Mätressen (unter ihnen Königin Camillas Urgroßmutter Alice Keppel), ausgedehnte Landpartien mit stundenlangen Dinnerpartys, und dazu floss natürlich immer Champagner in Strömen – vorzugsweise aus dem Hause Pommery. Berties persönliche Bekanntschaft mit Louise Pommery, der damaligen Firmenchefin des Hauses, prägte die Champagnertrinkkultur.

Denn er bestand darauf, dass das Edel-Prickelwasser nicht mehr wie damals üblich bei Zimmertemperatur serviert wurde, sondern deutlich kühler – etwa bei 8 bis 10 Grad Celsius. Seine Vorliebe für einen trockeneren Geschmack, weg vom süßen Stil, der bis dahin in Mode war, beeinflusste die Entwicklung der Brut-Champagner mit sehr reduziertem Zuckerzusatz in der zweiten Gärungsphase, der „Dosage“. Man könnte sagen: Edward VII. revolutionierte durch seinen Einfluss die Art und Weise, wie wir heute noch Champagner trinken.

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Royale Favoriten: Bollinger und Co.

Anders als ihr Urgroßvater war die verstorbene Queen Elizabeth II. eher mäßig in ihren Ess- und Trinkgewohnheiten. Doch auch sie schätzte ein gutes Glas Champagner, sei es zum Anstoßen bei großen Anlässen, oder im kleinen Kreis mit Familie und Freunden, gern nach einem erfüllten Urlaubstag in ihrem geliebten schottischen Landsitz Balmoral.

Obwohl über die Jahre mehrere Champagnerhäuser Hoflieferanten der Windsors waren – darunter Krug, Pol Roger und Moët & Chandon – ist es bis heute vor allem Bollinger, der häufig bei privaten und offiziellen Anlässen im Königshaus serviert wird. Besonders bei Staatsbanketten ist Bollinger ein fester Bestandteil der royalen Getränkeauswahl. Erst kürzlich hat König Charles III. der Marke Bollinger, aber auch den Mitbewerbern Louis Roederer, Moët & Chandon, Pol Roger und Veuve Cliquot den Status des Hoflieferanten erneut verliehen.

Er weiß ein Gläschen Champagner hin und wieder ebenfalls zu schätzen, ist aber privat eigentlich eher für seine Liebe zu klassischen Drinks wie Martini bekannt. Als Absacker vor dem Schlafengehen ordert er beim Hauspersonal öfter diesen Cocktail-Klassiker, wie ein ehemaliger Diener mal ausplauderte. Auf Reisen führt der stilbewusste Charles sogar sein eigenes, wappengeprägtes Cocktail-Glas im Gepäck mit sich, und er ernennt dem Hofklatsch zufolge immer nur persönliche Assistenten, Equerrys genannt, die auch gut Martinis mixen können. 

Doch auch bei ihm und Gattin Camilla kommt dieses Jahr am Silvesterabend bestimmt eine Flasche Schampus auf den Tisch, nach dem für die Windsors so herausfordernden Jahr 2024.