Wenn die Familie an Weihnachten zusammenkommt, gibt es oft Streit. Warum das so ist und was man tun kann, um Konflikte zu umgehen.
Wer am Weihnachtsfest in der Familie keinen Streit haben will, sollte sich vorher gedanklich auf erwartbare Konflikte vorbereiten. „Man weiß ja, dass wieder irgendeine Kritik von der Oma an meinem Style kommt. Oder dass Mutter fragt, wann es endlich Enkel gibt“, sagte Psychologin Stefanie Stahl der Deutschen Presse-Agentur in Trier.
Es sei wichtig, sich auf diese „Trigger-Fragen“ einzustellen und vorher „entschärfende Antworten“ zu überlegen, „damit man in dem Moment nicht so überrumpelt ist“. Man könne sich aber auch fest vornehmen, in dem Fall „einfach die Klappe zu halten“, um eine Eskalation zu vermeiden, sagte die Bestsellerautorin.
Hohe Erwartungen und Harmonie-Druck
Laut Stahl gibt es mehrere Gründe, warum es gerade an Weihnachten kracht. Wenn die Familie zusammenkomme, falle man in alte Rollen zurück. „Plötzlich fühlt man sich wieder für alles verantwortlich. Oder man ist wieder das kleine Kind“, sagte sie. Und dann brechen alte Familien-Konflikte wieder auf.
Hinzu komme, dass Weihnachten „eine wahnsinnige emotionale und sentimentale Zeit“ sei. Die eigenen Erwartungen an das Fest seien hoch, man mache sich großen Druck, dass alles harmonisch ablaufe. Und dann sei da noch der Punkt, dass viele am Ende des Jahres gestresst seien, weil im Job viel los war und man viel Erledigungen und Vorbereitungen hatte.
Es muss nicht alles perfekt sein
Um Druck rauszunehmen, sei es gut, das Fest nicht alleine vorzubereiten, sondern Dinge auch zu delegieren, sagte Stahl. Jemand bringe den Nachtisch mit, ein Team könne die Weihnachtsdeko übernehmen. „Man kann ein Gemeinschaftsprojekt daraus machen.“ Dabei sollte man sich auch immer die Frage stellen: „Geht es mir um Perfektion oder um Verbundenheit?“
Wenn es aber trotz mentaler Vorbereitung zum großen Streit kommt? „Das Einzige, was es dann zu tun gilt, ist, die Situation sofort zu beenden und sich krass abzulenken“, sagte Stahl. Denn wenn man super gekränkt oder wütend sei, setze die Vernunft aus. „Starke Emotionen blockieren den frontalen Cortex im Gehirn und damit den Sitz der Vernunft.“
Am besten verlasse man den Raum und fahre runter. „Das kann man durch Liegestütze machen, indem man einen halben Liter Wasser trinkt, in eine Chili beißt oder auf dem Handy ein Daddelspiel macht.“ Danach könne man wieder ruhig zurückkehren und sagen: „Lasst uns das jetzt vergessen, wir können ein anderes Mal darüber reden, und jetzt noch einen schönen Abend haben.“