Projekt im Ostseebad: Stadtvertreter blockieren Lösungspaket für Villa Baltic

Die Villa Baltic an der Strandpromenade von Kühlungsborn steht seit 35 Jahren leer und trotzt dem Verfall. Verkauft ist sie, saniert nicht. Ein Ende der Hängepartie ist nicht Sicht.

Die Stadtvertreter von Kühlungsborn haben eine Aufstockung städtischer Fördermittel für die Sanierung der Villa Baltic abgelehnt. Das Stadtparlament stimmte in einer Sondersitzung in der Frage mit neun zu neun Stimmen – mit diesem Ergebnis galt die Vorlage als abgelehnt. Das Land hatte eine Erhöhung der Fördersumme von fünf auf sechs Millionen Euro vorgeschlagen – je zwei Millionen sollten davon auf die Stadt, das Land und den Bund entfallen. 

Die Fördermittelerhöhung ist Teil eines Gesamtlösungspakets, auf das sich die Stadt, das Land MV sowie die Eigentümer der an der Strandpromenade gelegenen Villa Baltic – die Oldenburger Projektentwickler und Brüder Jan und Berend Aschenbeck – Ende November verständigt hatten. Mit der Entscheidung der Stadtvertreter ist die als „Rettungspaket“ für die Villa bezeichnete Verständigung de facto geplatzt. Aschenbecks A&A Baltic GmbH & Co. KG hatte die Villa im Frühsommer 2019 gekauft. 

Sie wollen auf dem Nachbargrundstück ein Hotel errichten, um durch dessen Betrieb die Gesamtsanierung der Villa zu finanzieren. Auch auf einen Kaufvertrag einigten Stadt und Investor. In dem Gesamtpaket wurde nach mehreren Gutachten der Verkehrswert für die als Filetgrundstück gewertete Fläche auf rund 5,2 Millionen Euro festgelegt. Auch der Architektenentwurf für das Hotel neben der Villa liegt schon vor, das in Holzbauweise als sogenannter Assistenzbau zur Villa errichtet werden soll.

Zukunft offen

Wie es jetzt mit der 1912 errichteten und unter Denkmalschutz stehenden Villa und den Hotelplänen weitergeht, ist offen. Das historische Gebäude hat eine bewegte Geschichte. Die früheren Eigentümer vermachten Villa und Park im heutigen Kühlungsborn West und damaligen Arendsee in Mecklenburg 1929 der „Hochschule für die Wissenschaft des Judentums zu Berlin“.

Unter den Nazis kam es zum Zwangsverkauf für einen Spottpreis, es wurde später als Lazarett umfunktioniert und nach dem Krieg von der Roten Armee geplündert. Zu DDR-Zeiten war es ein Erholungsheim des Freien Deutschen Gewerkschaftsbunds (FDGB). Seit der Wende steht es leer. Nach einer Sanierung soll die Villa Baltic wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein und auch ein Café beherbergen. 

Innenminister Christian Pegel (SPD) hob kürzlich die Bedeutung der Villa hervor: „Hier geht es um die Geschichte und die Identität eines Bauwerkes, dessen Bedeutung weit über die Stadtgrenzen hinausreicht.“