Die deutschen Unternehmen blicken pessimistisch auf die Zukunft. Die Stimmung hat sich deutlicher verschlechtert als von Experten erwartet. Der Ifo-Chef spricht von „chronischer Schwäche“.
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft verschlechtert sich weiter. Das Ifo-Geschäftsklima fiel im Dezember um 0,9 Punkte auf 84,7 Zähler, wie das Ifo-Institut in München mitteilte. Dies ist der niedrigste Wert seit Mai 2020 – also seit Beginn der Corona-Pandemie. Volkswirte hatten mit wenig veränderten 85,5 Punkten gerechnet.
Die rund 9.000 vom Ifo-Institut befragten Unternehmen blicken noch pessimistischer auf die Zukunft als bisher. Der Indikator für die Erwartungen fiel um 2,6 Punkte auf 84,4 Punkte. Die Beurteilung der aktuellen Lage verbesserte sich leicht. Der entsprechende Indikator stieg um 0,8 Punkte auf 85,1 Punkte. „Die Schwäche der deutschen Wirtschaft ist chronisch geworden“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.
„Die geopolitischen Unsicherheitsfaktoren im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine und der US-Wahl belasten“, kommentierte Michael Herzum, Chefökonom bei Union Investment. „Die Sorgen sind groß, dass das exportgetriebene Wachstumsmodell Deutschlands unter der nächsten US-Regierung noch weiter unter die Räder kommen wird.“ Hinzu kämen strukturelle Probleme in wichtigen Sektoren wie der Automobilindustrie. „Das Wachstum in Deutschland wird bis auf Weiteres schwach bleiben.“
Schlechtere Stimmung bei Industrie und Dienstleistungssektor
In der Industrie sank der Index merklich. Hier sind laut Ifo-Institut auch Produktionskürzungen angekündigt. „Die lahmende Weltkonjunktur macht der exportabhängigen Wirtschaft schwer zu schaffen“, kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. „Deutschland macht dabei insbesondere die Flaute in China zu schaffen.“ Auch im Dienstleistungssektor verschlechterte sich das Klima. Hier dürften laut Gitzel die trüberen Arbeitsmarktaussichten angekommen sein.