Es ist ein Novum bei der Bahn: Eine Generalsanierung mit Vollsperrung. Der Abschnitt zwischen Frankfurt und Mannheim ist nun planmäßig fertiggestellt. Züge rollen sogar früher als zunächst geplant.
Hauptverkehrsstrecke der Bahn symbolisch freigegeben: Nach fünf Monaten Bauzeit ist die Generalsanierung der wichtigen Trasse Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim offiziell abgeschlossen. „Die Zuverlässigkeit der Riedbahn wird auch wieder mehr Sicherheit für das gesamte Bahnsystem geben“, sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (parteilos) im südhessischen Gernsheim bei den Feierlichkeiten zur Eröffnung. Er bezog sich damit auf die Unpünktlichkeit vieler Züge in den vergangenen Jahren.
Auf der Riedbahn entstandene Verspätungen wirken sich oft auf das bundesweite Streckennetz aus. Denn über den Abschnitt fahren täglich rund 360 Züge, darunter die ICE aus der Schweiz und aus Stuttgart nach Köln, Hamburg und Berlin – und in Gegenrichtung.
Züge rollen früher
Pünktlich zum Fahrplanwechsel soll die Strecke etwas früher als geplant noch am Samstagabend freigegeben werden. Auch zunächst noch bis in den Januar geplante Zugausfälle auf Teilstrecken sollen nun bereits an Heiligabend aufgehoben werden.
Auf der Trasse können ab Sonntag wieder 95 Prozent der Kundinnen und Kunden im Fern- und Regionalverkehr die Züge der Riedbahn nutzen. Es sei nicht auszuschließen, dass in den kommenden Tagen noch etwas ruckelt, sagte Vorstand Infrastruktur der Bahn, Berthold Huber.
„Das Bahnsanierungskonzept funktioniert. Damit befinden wir uns auf dem Weg zu einer pünktlichen und zuverlässigen Eisenbahn“, sagte Wissing. Die Bahn müsse wieder ihren Ansprüchen von Pünktlichkeit und hohen Kapazitäten gerecht werden. Es brauche eine nachhaltige Infrastrukturfinanzierung auf sehr hohem Niveau. „Wir brauchen einen Infrastrukturfonds.“
„Aorta“ des Schienennetzes
„Viele haben das Konzept der Generalsanierung infrage gestellt“, sagte Bahn-Chef Richard Lutz. „Wir haben es geschafft.“ Als eine der wichtigsten Trassen bezeichnete er die Riedbahn als „Aorta“ des deutschen Schienennetzes. Während der Bauarbeiten hätten rund 20.000 Fernzüge auf Umleitungsstrecken über 1,5 Millionen Kilometer zurückgelegt.
Gigantische Bauleistung
Wissing und Lutz würdigten die planmäßig fertiggestellten gigantischen Bauarbeiten. „Sie haben eine große Leistung vollbracht“, sagte Wissing an die Adresse aller Mitwirkenden. Es sei bei Hitze, Kälte und Dauerregen rund um die Uhr gearbeitet worden. Nach den Worten von Lutz bewältigte das Team ein riesiges Bauvolumen. „Die Erfahrungen fließen jetzt in andere Generalsanierungen ein.“ Als Dank wird es künftig auch einen Regionalexpress mit der Aufschrift „Danke #Riedteam“ geben.
Was wurde gemacht?
Die Generalsanierung hat bisher 1,3 Milliarden Euro gekostet. Nach dem Vorbild der Riedbahn müssen in den kommenden Jahren Dutzende weitere vielbefahrene Strecken umfassend modernisiert werden, das bringt wiederum monatelanger Vollsperrungen mit sich.
Die Bauunternehmen haben insgesamt 111 Kilometer Gleise, 152 Weichen, 619 Signale, 15 Kilometer Schallschutzwände, 130 Kilometer Oberleitungen, 383 Oberleitungsmasten und acht Bahnsteige erneuert. Außerdem wurden 20 Bahnhöfe entlang der Strecke saniert. Pendler und Reisende wurden mit Bussen in einem Ersatzverkehr befördert.
Roter Buzzer am Rande der Strecke
Mit einem symbolischen Akt gaben Wissing und Lutz die Strecke feierlich frei. Nach dem Drücken eines roten Buzzers ertönten Zughörner.