Bei dem mutmaßlichen Mörder des US-Versicherungschefs Brian Thompson wurde eine Ghost Gun gefunden. Die selbstgebaute Pistole ist von der Glock inspiriert.
Im Fall der tödlichen Schüsse auf den CEO von United Healthcare, Brian Thompson, ist viel über die Waffe gerätselt worden, die der Tatverdächtige Luigi Mangione benutzt haben soll. Tatsächlich handelte es sich nicht, wie zunächst angenommen, um eine sehr leise Tierarztpistole. Mangione hatte seine Pistole und den Dämpfer selbst hergestellt, die Waffe kam aus dem 3D-Drucker.
Es handelt sich dabei nicht um ein Design, das komplett gedruckt wird. Wegen der Einschränkungen des Materials kommen so nur Ein-Schuss-Waffen zustande. Privatpersonen können sich nur Drucker leisten, die Kunststoffe drucken. Aber auch ein Metalldrucker erreicht nicht die Festigkeit geschmiedeter Waffenkomponenten.
Mangione soll eine sogenannte Ghost Gun hergestellt haben. Hier werden einige Teile wie der Rahmen gedruckt, andere Komponenten sind frei verkäufliche Ersatzteile. So eine Ghost Gun demonstriert nicht die Leistungsfähigkeit der Druck-Technik, sie dient primär dazu, die bestehenden Waffenkontrollgesetze auszuhebeln. Gedruckt wird nur das, was man nicht frei kaufen kann. Manhattan Mord Reaktion Familie 13.40
Bei Mangiones Waffe soll es sich um eine Chairmanwon V1 handeln, eine Variante eines älteren Designs namens FMDA 19.2. FMDA steht für „Free Men Don’t Ask“ (Freie Männer fragen nicht). Die FMDA 19.2 wurde 2021 entwickelt und ist ein bekanntes und bereits getestetes Modell. Sie „imitiert“ eine Glock, die Nähe zu einer weit verbreiteten Waffe ist notwendig, um deren Ersatzteile verwenden zu können.
Die Ghost Gun war ein Nachbau einer Glock
Ein Waffenbauer, der unter dem Internetnamen Mr. Snow Makes bekannt ist, erklärte: „Für jemanden, der seit fünf Jahren solche Schusswaffen baut, ist das eine etwas seltsame Wahl. Wir haben schon schönere Modelle gebaut. Dies ist eine der ersten Glock-Varianten aus dem 3D-Drucker, die umfassend getestet wurden und mit der es gelungen ist, eine zuverlässig funktionierende Schusswaffe zu erschaffen.“
Die FMDA 19.2 ist vielleicht nicht besonders schön, aber solide. Der Rahmen soll auch nach Tausenden von Schüssen noch halten. „Das zeigt, wie einfach das geht“, sagte Cody Wilson, der Gründer der Waffengruppe Defense Distributed, der Computerzeitschrift „Wired“. „Man muss kein Experte für 3D-gedruckte Waffen oder fürs Schießen sein, und alles funktioniert.“Gaston Glock 14.18
Belastungsteile werden zugekauft
Das funktioniert nur, weil die belasteten Einzelteile eben nicht gedruckt werden, sondern aus dem Ersatzteilhandel kommen. Solche Verschleißgruppen werden schon als Set verkauft. Nur Teile wie der Rahmen werden gedruckt. Die Glock eignet sich besonders gut für derartige Nachbauten. Sie besteht nur aus wenigen Teilen und der klobige Rahmen aus Kunststoff wurde extra für die billige Massenproduktion entworfen.
Wie viele Ghost Guns kursieren, kann nicht gesagt werden. Die Regierung von US-Präsident Joe Biden versuchte, den Verkauf von Sets aus Metallteilen zu regulieren, ebenso die Zugänglichkeit der Baupläne. Doch diese Maßnahmen lassen sich umgehen. Die Verfügbarkeit leistungsfähiger Drucker führt zu einer starken Zunahme dieser Waffen. Im Jahr 2022 beschlagnahmte das Bureau of Alcohol, Tobacco, Firearms and Explosives (ATF) in den USA 25.785 Ghost Guns. Im Jahr 2017 waren es nur 1629.
Hohe Verlässlichkeit
Die Neuerung der FMDA 19.2 bestand darin, den Schlitten der Pistole auf handelsüblichen Schienen laufen zu lassen und für die Führung des Schlittens keine Eigenbaukomponenten zu verwenden. Das führt zu ihrer hohen Verlässlichkeit. „Es gab bereits früher Pistolen im Glock-Stil, aber die inneren Schienenkomponenten waren nicht so ausgefeilt“, so Mr. Snow Makes. „Es ist eine perfekte Mischung aus 3D-gedrucktem Rahmen und Präzisionsschienen.“Was wir über Luigi Mangione wissen
Die FMDA 19.2 ist, wie die Glock, ein Halbautomat, bei der die nächste Patrone automatisch nachgeladen wird. Die auf dem Tatvideo zu beobachtende Ladehemmung von Mangiones Waffe soll durch den Dämpfer verursacht worden sein. Mangiones Wahl ist dennoch mysteriös. In den USA ist es leicht möglich, eine Waffe in Industriequalität zu besorgen, die nicht nachverfolgt werden kann. Die Do-It-Yourself Pistole könnte womöglich als ein politisches Statement gedacht gewesen sein.