Eine jahrelange Fehde gipfelt in einer Verfolgungsfahrt durch Frankfurt, dabei fallen Schüsse. Einer der Angeklagten verlässt den Gerichtssaal als freier Mann.
Nach einer Verfolgungsfahrt mit Schießerei in Frankfurt hat das Landgericht den Schützen zu einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt. „Es ist glücklichen Umständen zu verdanken, dass nichts Schlimmeres passiert ist“, sagte der Vorsitzende Richter. Verurteilt wurde der 39-Jährige wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz, Nötigung und Sachbeschädigung.
Einen versuchten Totschlag, wie angeklagt, sah die Strafkammer dagegen nicht. Zwar sei von einem „bedingten Vorsatz auszugehen“, erklärte der Richter. Doch es handle sich auch um einen Rücktritt vom Versuch. Im Magazin der Waffe seien noch etwa zwölf Patronen gewesen und der Mann hätte die Gelegenheit gehabt, weiter zu schießen.
Der zweite Angeklagte wurde freigesprochen – das Gericht konnte nicht nachweisen, dass der 30-Jährige der Fahrer des Wagens gewesen war. Das Urteil ist bisher nicht rechtskräftig. „Wichtig wäre, dass diese Gesamtauseinandersetzung mal aufhört“, so der Richter.
Keine Verletzten
Hintergrund war laut Staatsanwaltschaft eine jahrelange Fehde zwischen einer „clanartigen Großfamilie“ und einer konkurrierenden Gruppierung. 2021 soll die eine Gruppe eine illegale Pokerrunde der anderen gesprengt haben. Danach sei es zu „zahlreichen weiteren wechselseitigen Angriffen“ gekommen.
Am Abend des 4. Mai 2023 trafen dann Angehörige der beiden Gruppen in ihren jeweiligen Autos aufeinander. Der heute 39-Jährige war Beifahrer, er schoss mit einer halbautomatischen Pistole viermal auf das andere Auto. Zwei Schüsse trafen das Heck, verletzt wurde niemand.
Beide Angeklagten hatten bis zum Prozessbeginn in Untersuchungshaft gesessen, dann wurde der Haftbefehl gegen den angeblichen Fahrer überraschend aufgehoben. Denn sein Verteidiger präsentierte die Auswertung von Handydaten seines Mandanten, laut diesen Angaben war der 30-Jährige zur Tatzeit in einem Einkaufszentrum gewesen.