Nach dem Sturz Assads suchen tausende Menschen im berüchtigten Saidnaja-Gefängnis nach Angehörigen und Freunden – oder zumindest nach Hinweisen auf ihr Schicksal.
Die syrischen Hilfsorganisation Weißhelme hat ihre Suchaktion im berüchtigten Gefängnis Saidnaja nahe Damaskus nach eigenen Angaben beendet. Die Suche nach weiteren Häftlingen „in möglicherweise unentdeckten geheimen Zellen und Kellern“ sei ergebnislos abgeschlossen worden, erklärten die Weißhelme am Dienstag. Es seien keine unterirdische Verliese entdeckt worden.
Nach dem Sturz von Machthaber Baschar al-Assad waren am Montag zahlreiche Menschen zum Saidnaja-Gefängnis geströmt, um nach teils seit Jahren inhaftierten Angehörigen zu suchen. Wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten, versammelten sich bis zum Abend tausende Menschen vor der mehrstöckigen Haftanstalt nördlich der Hauptstadt.
Gefängnis steht für Jahrzehnte der Gewalt in Syrien
Das Saidnaja-Gefängnis steht für die Brutalität der jahrzehntelangen Herrschaft der Assad-Familie. Baschar al-Assad hatte bei seinem Amtsantritt im Jahr 2000 von seinem verstorbenen Vater Hafis al-Assad einen Apparat von Gefängnissen und Haftanstalten übernommen, in denen Andersdenkende weggesperrt wurden.
Die islamistische Gruppe Hajat Tahrir al-Scham (HTS) bereiteten dann der Assad-Herrschaft am Wochenende das Ende, der Machthaber flüchtete nach Angaben russischer Staatsmedien nach Russland. Die Kämpfer hatten am 27. November im Nordwesten Syriens eine überraschende Offensive gestartet und waren innerhalb weniger Tage bis in die Hauptstadt vorgerückt. Die Islamisten kündigten an, dass „alle zu Unrecht Inhaftierte“ freigelassen werden sollen.