In „Rivals“ auf Disney+ geht es um exzentrische Fernsehmacher, Intrigen und Sex. Eine Mischung, die nicht nur unterhaltsam ist, sondern einfach richtig gutes Fernsehen.
Vorweg ein kleiner Tipp an alle, die nach diesem Text gewillt sind, „Rivals“ auf Disney+ anzusehen: Am besten schaut man die Serie nicht mit den eigenen Eltern. Denn gleich in der ersten Szene geht es zur Sache. Dort tritt der begehrte Junggeselle Rupert Campbell-Black dem Mile-High-Club bei – und hat wilden Sex auf der Flugzeugtoilette. Als er diese zufrieden verlässt, ist das Getuschel laut. Campbell-Black, Politiker und Ex-Profireitsportler, ist bekannt wie ein bunter Hund. Für seine ausschweifenden Frauengeschichten genauso wie für seine Erfolge bei den Olympischen Spielen.
Auch sein größter Widersacher sitzt im Flugzeug. Tony Baddingham, gespielt von David Tennant, ist Fernsehmacher und leitet seinen eigenen Sender. Campbell-Black (Alex Hassell) und Baddingham hassen einander. Ihre Ablehnung wird zum roten Faden in „Rivals“. Die acht Folgen der Serie basieren auf einem Buch von Jilly Cooper und spielen im Südwesten Englands in den Achtzigerjahren. Um seine TV-Station Corinium auf die Erfolgsspur zu bringen, heuert Baddingham den irischen Fernsehjournalisten Declan O’Hara an, der mitsamt seiner Ehefrau und seinen zwei Töchtern aufs englische Land zieht. Auch Starproduzentin Cameron Cook wird extra aus den USA eingeflogen, um den Shows neues Leben einzuhauchen.
„Rivals“ auf Disney+: Intrigen in den englischen Cotswolds
In den Cotswolds lebt O’Hara – und hier schließt sich der Kreis – in unmittelbarer Nähe von Campbell-Black, der schnell ein Auge auf O’Haras Tochter Taggie wirft. Was folgt sind Intrigen, komödiantische Momente und sehr, sehr viele Sexszenen. Kein Wunder, sorgten schon Jilly Coopers Bücher in den Achtzigerjahren für rote Ohren. Eines der Lieblingsbücher von Englands Ex-Premierminister Rishi Sunak soll laut dem „Spectator“ angeblich „Riders“ sein, das Prequel von „Rivals“, in dem Cooper die Zeit von Campbell-Black als Profisportler nachzeichnet: heiße Sexszenen inklusive. Auch in „Rivals“ bleibt man diesem Handlungsstrang treu. Die erste Episode endet damit, dass man fast jedem Hauptdarsteller beim Geschlechtsverkehr zusieht. Nackte Frauen und nackte Männer werden dabei gleich oft gezeigt. In den Cotswolds herrscht, was dies betrifft, also Gleichberechtigung.
Aber nicht nur zwischen den Laken geht es in den acht Folgen, die auf Disney+ zu streamen sind, hoch her. Man bekommt einen Einblick in die gehobene Mittelschicht der Gegend, wird zum Zaungast bei kriselnden Ehen und schrägen Familiendynamiken. Nebenbei lernt man auch die spezielle Fernsehlandschaft eines Regionalsenders kennen. Fast alle Helden, seien es Campbell-Black, Baddingham oder auch der scheinbar saubere O’Hara, sind fehlbar. Sie betrügen, lügen und intrigieren. Aber: Man sieht ihnen dabei ungemein gerne zu.
Auch Declan O’Haras Ehefrau Maud wirft zeitweise ein Auge auf den attraktiven Bachelor Rupert Campbell-Black
© Jenny Carroll
Sexszenen und Achtziger-Feeling
Ähnlich wie bei „Mad Men„, wo man in die Werbelandschaft in New York in den Sechzigerjahren gebeamt wurde, reist man dank „Rivals“ in die Achtziger in England und in die Untiefen der TV-Welt. Und das um einiges dreckiger – und auch lustiger. Der blaue Lidschatten der Heldinnen, die Pornobalken der Männer und die Ohrwürmer aus der Zeit tun ihr Übriges, um das richtige Eighties-Feeling zu erschaffen. Neben absurden Momenten greift „Rivals“ auch wichtige Krisen und Momente aus dem Jahrzehnt auf. So werden – wenn auch kurz – die Aids-Epidemie thematisiert und Margaret Thatchers umstrittene Gesetze, die Lehrern verboten, über Homosexualität aufzuklären.
Anders als „Mad Men“ muss „Rivals“ erst noch zeigen, ob die Serie ein ähnlich episches Ausmaß wird erreichen können. So viel sei aber gesagt: Schon die erste Staffel ist verdammt gutes Entertainment. Und eine zweite ist bereits in Planung.
„Rivals“ ist verfügbar im Stream bei Disney+