Diskussion um Rückführungen und ausgesetzte Asylverfahren: Nach der Freude über den Sturz des Assad-Regimes macht sich bei Syrerinnen und Syrern in Deutschland auch Angst breit.
Nach der Freude über den Sturz des Assad-Regimes hat sich bei Syrerinnen und Syrern in Deutschland auch Unsicherheit breit gemacht. Mit den Diskussionen um Rückführungen verbreite sich bei den Menschen natürlich eine Angst, das sei einfach nicht tragbar, sagte die Vorsitzende des Verbands deutsch-syrischer Hilfsvereine (VDSH), Nahla Osman. „Syrien ist nicht sicher, für keinen von uns.“ Es sei wirklich traurig, dass man Menschen, die hier Hoffnung hätten auf ein Leben in Sicherheit, aufgrund der bevorstehenden Bundestagswahlen verunsichere.
Dass die Debatten so schnell in Gang gesetzt würden, sei unangebracht, zumal die Situation noch undurchsichtiger sei als vorher, sagte Osman. Ein Schock sei auch, dass das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) an diesem Montag einen vorübergehenden Entscheidungsstopp für aktuell noch laufende Asylverfahren syrischer Staatsbürger verhängt habe, sagte die Deutsch-Syrerin, deren Eltern aus Aleppo stammen und die im hessischen Rüsselsheim als Rechtsanwältin tätig ist.
„Situation in Syrien undurchsichtiger als vorher“
Daran würden ja nicht nur die aktuellen Asylverfahren hängen. „Es ist ja auch so, dass viele jetzt Angst haben, dass ein Widerrufsverfahren erfolgen könnte, wenn die Lage als sicher gilt.“ Zudem könnten Familiennachzüge, auf die man lange gewartet habe, tatsächlich nicht mehr möglich sein.
Mit großer Sorge schaut Osman auch auf die Zustände im Gefängnis Saidnaja nördlich von Damaskus, wo Mitglieder des syrischen Zivilschutzes – auch als Weißhelme bekannt – nach Inhaftierten suchen.
Der Verband deutsch-syrischer Hilfsvereine wurde 2013 als bundesweite Vertretung syrisch-deutscher zivilgesellschaftlicher Organisationen gegründet. Aktuell versammelt er nach eigenen Angaben 32 Mitgliedsvereine unterschiedlicher Größe unter einem Dach.