Podcast „Die Lage – International“: Assads furchtbares Erbe – Was kommt jetzt auf Syrien zu?

Syrien ist ein geopolitischer Hotspot. Trotzdem kam der Anstoß zum Sturz des Assad-Regimes von innen. Doch mächtige Nachbarländer betrachten den Neustart mit Argwohn.

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Nach 54 Jahren Diktatur ist der politische Neustart für die Menschen in Syrien ein Weg ins Ungewisse. Die staatlichen Institutionen sind nach dem Zusammenbruch des alten Regimes fragil. Gleichzeitig ist damit zu rechnen, dass regionale Akteure versuchen werden, die Entwicklung im Sinne ihrer Interessen zu beeinflussen. In dieser Sonderfolge des stern-Podcasts „Die Lage – International“ skizzieren Sicherheitsexperte Christian Mölling von der Bertelsmann Stiftung und Steffen Gassel, ehemaliger Nahost-Korrespondent des stern, einige der Risiken und Herausforderungen, mit denen das Land nun umgehen muss.

Während die Menschen auf den Straßen noch das Ende des verhassten Regimes nach fast 14 Jahren Krieg feiern, wird deutlich, wie sehr das vergiftete Erbe den Neubeginn belasten kann. Im ganzen Land werden dieser Tage Gefängnisse geöffnet, in denen Assads Geheimdienst über Jahrzehnte systematisch folterte und politische Gegner verschwinden ließ, so wie die berüchtigte Haftanstalt von Sednaja nördlich der Hauptstadt Damaskus. „Der Horror, der dort zum Vorschein kommt, kann den zarten Frieden und die Toleranz zwischen den unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen kaputt machen“, sagte Steffen Gassel. Wer das vermeiden wolle, müsse für eine verlässliche Strafverfolgung der Gräueltaten des gestürzten Regimes sorgen. Doch in Syrien, das schon unter dem Assad-Regime kein rechtsstaatliches Justizsystem kannte, sind die Voraussetzungen dafür gegenwärtig denkbar schlecht.

Syrien: Russland bangt um seine Stützpunkte

Sicherheitsexperte Mölling wies auf die wichtige Rolle hin, die die substaatlichen Strukturen in der gegenwärtigen Umbruchsituation in Syrien spielen können. Tatsächlich versuchen neu gebildete Räte aus Vertreten der religiösen Gruppen und Ethnien für Ausgleich zu sorgen und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Weidel Wagenknecht Rückkehr Syrer 18:26

Auch die Rolle der bisherigen Schutzmacht Russland steht seit Assads Sturz infrage. „Die Russen bangen um den Zugang zu ihrem Marine-Stützpunkt in Tartus und ihrer Luftwaffen-Basis in Latakia“, sagte Mölling. „Die Frage ist, wie lange es dauert, bis solche externen Kräfte wieder an Einfluss gewinnen. Die werden möglicherweise gar kein Interesse daran haben, dass es zu einer Stabilisierung in dem Land kommt.“