Falsche Fährte gelegt?: Prozess um mutmaßlich vorgetäuschten Brandanschlag begonnen

Zunächst deuteten die Spuren auf einen Anschlag hin. Doch nun steht eine Familie in Verdacht, ihr Haus selbst angezündet zu haben.

Vor dem Landgericht Hanau hat ein Prozess gegen drei Männer und eine Frau begonnen, die vor einem Jahr an Weihnachten ihr eigenes Haus angezündet haben sollen. Die Anklage lautet auf schwere Brandstiftung, schweren Betrug sowie Vortäuschung einer Straftat.

In der Nacht zum 1. Weihnachtsfeiertag hatte der Wohnhausbrand für überregionales Aufsehen gesorgt, weil nach den Löscharbeiten an zwölf Stellen in dem von einer pakistanischen Familie bewohnten Gebäude rechtsextreme Parolen an den Wänden gefunden wurden. Zunächst hatte der Staatsschutz der Polizei wegen eines politischen Verbrechens ermittelt.

Mögliches Motiv Versicherungsbetrug

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Hanau sollen die Angeklagten diese Parolen jedoch selbst gesprüht haben, um eine falsche Fährte zu legen und von ihrer eigenen Straftaten abzulenken. Motiv soll gewesen sein, die Versicherungssumme von 350.000 Euro zu bekommen. 

Hauptangeklagte sind der 48-jährige Hausbesitzer und dessen 35 Jahre alter Schwager. Beide sollen das Haus angezündet haben. Die Ehefrau des Älteren sowie ein 56-jähriger Freund der Familie sind wegen Beihilfe angeklagt. Das Gericht hat 14 Verhandlungstage bis Ende Februar 2025 anberaumt.

Angeklagten schweigen zum Auftakt

Zum Auftakt schwiegen die vier Angeklagten zu den Vorwürfen. Die Verteidiger kündigten Einlassungen für einen späteren Zeitpunkt an. Ursprünglich sollte auch ein 19-jähriger Sohn des Hauptangeklagten wegen des Verdachts der Beihilfe vor Gericht stehen. Wie nun bekannt wurde, hat die Strafkammer die Anklage gegen den Heranwachsenden nicht zugelassen und das Verfahren abgetrennt. Gegen dieses Vorgehen hat die Staatsanwaltschaft nach Angaben eines Sprechers Beschwerde beim Oberlandesgericht Frankfurt eingelegt.