Das Rotmilanzentrum in Halberstadt hat untersucht, wie sich Windkraftanlagen auf das Verhalten der Greifvögel auswirken. Das Ergebnis ist zweischneidig.
Rotmilane und Mäusebussarde werden durch Windparks wenig in ihrem Verhalten gestört – zumindest in einem untersuchten Projektgebiet. Das teilte das Rotmilanzentrum in Halberstadt auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Das Projekt sei in diesem Jahr abgeschlossen worden. Die bisherige Auswertung beziehe sich auf den Vergleich zwischen zwei benachbarten Flächen, davon eine mit Windrädern und eine ohne.
Die bisherigen Ergebnisse zeigten, dass zwischen den untersuchten Flächen keine Unterschiede in der Nutzungshäufigkeit und -intensität bestünden, sagte der Leiter des Rotmilanzentrums Martin Kolbe. Somit hätten weder Mäusebussarde noch Rotmilane die Fläche mit den Windkraftanlagen gemieden. Das habe jedoch auch eine negative Seite. „Wenn sie sich nicht gestört fühlen, ist auch die Gefahr groß, dass sie kollidieren“, sagte Kolbe. Es brauche Maßnahmen, um das zu verhindern, etwa durch höhere Anlagen.
Beobachtung mit GPS-Sendern
Bereits seit 2016 stattet das Zentrum Rotmilane mit GPS-Sendern aus, um die Entwicklung der Reviere zu beobachten und zu schauen, wo die Tiere bleiben. Während 2023 vier sogenannte Altvögel und 13 Jungtiere sowie 6 Rotmilane aus Auffangstationen Sender bekamen, waren es den Angaben zufolge in diesem Jahr deutlich weniger, nämlich insgesamt 10 Rotmilane. Der Aufwand mit Nestsuche und -kontrolle sei hoch, erklärte Kolbe.
Mehr als 2300 Brutpaare in Sachsen-Anhalt
Bei der landesweiten Erfassung zählte das Rotmilanzentrum 2021/2022 mehr als 2.300 Brutpaare in Sachsen-Anhalt. Das seien etwas mehr als bei der ersten Überprüfung zehn Jahre zuvor. Auf einen Trend könne man mit den wenigen Zahlen nicht schließen, aber der Rotmilan-Bestand habe entgegen den Befürchtungen nicht abgenommen. Um künftig bessere Aussagen über die Entwicklung treffen zu können, habe das Rotmilanzentrum in diesem Jahr auch ein neues Konzept getestet.
Rotmilane sind nach der EU-Vogelschutzrichtlinie geschützt. Nach Angaben des Nabu brütet rund 60 Prozent der weltweit lebenden etwa 24.000 Rotmilanpaare in Deutschland, der Großteil davon in Ostdeutschland.