Europarat-Entscheidung: Naturschützer: Weniger Schutz für Wölfe ist „Scheinlösung“

Auch im Südwesten wird über den Schutz des Wolfes gestritten – und das, obwohl es kaum Wölfe gibt. Nun soll es eine neue EU-Regelung geben. Welche Folgen hat das für das Land?

Der Naturschutzbund Baden-Württemberg (Nabu) hat die Entscheidung des Europarats zur Absenkung des Schutzstatus von Wölfen scharf kritisiert. „Diese Scheinlösung basiert nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern ist rein politisch motiviert“, sagte Nabu-Artenschutzreferentin Alexandra Ickes. Weidetierhaltern werde eine Herabstufung nicht helfen.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hält den Beschluss für wirkungslos. Der Umgang mit den wenigen Wölfen im Südwesten sei schon jetzt „absolut händelbar“. „Ein geringerer Schutzstatus für die Tiere hat auf das Wolfsmanagement im Land deshalb null Auswirkungen“, sagte Martin Bachhofer, Landesgeschäftsführer des BUND Baden-Württemberg.

Noch kein bindendes EU-Recht

Der Europarat hatte Anfang der Woche den Weg geebnet für ein schärferes Vorgehen gegen Wölfe und das Thema damit erneut ins Rollen gebracht. Vorgesehen ist, dass der Schutzstatus des Wolfes von „streng geschützt“ auf „geschützt“ abgesenkt wird. Das entschied ein Ausschuss auf Antrag der EU-Staaten. Noch ist das aber nicht bindend im EU-Recht verankert. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) hatten den Beschluss zunächst gelobt.

Dem Nabu zufolge ist die Wolfspopulation in Baden-Württemberg von einem „günstigen Erhaltungszustand“ weit entfernt – zumal es kein Weibchen für möglichen Nachwuchs gebe. Im Land leben laut Umweltministerium derzeit lediglich drei männliche Wölfe. Ein Wolfswelpe und eine trächtige Wölfin waren in den vergangenen Monaten von Autos überfahren worden. Die Hoffnung auf eine Rudelbildung im Land hatte sich damit nach früheren Angaben des Umweltministeriums vorerst zerschlagen.

Naturschützer wollen Förderung von Herdenschutz

Einig sind sich Nabu und BUND darin, dass die Weidetierhalter unterstützt werden müssen. Die meisten Wolfsangriffe auf Nutztiere gebe es an unzureichend oder gar nicht geschützten Weiden, erklärt Artenschutzexpertin Ickes. Die wichtigste Maßnahme sei deshalb ein geeigneter Herdenschutz – etwa durch Elektrozäune oder Hunde. Für einzelne auffällige Wölfe gebe es bereits jetzt die passenden Instrumente für den Abschuss.