Parteien: Südwest-Grüne wollen mit Spitzenduo in Wahlkampf ziehen

Franziska Brantner und Ricarda Lang: Die neue und die ehemalige Parteichefin wollen die Grünen im Land gemeinsam in die Bundestagswahl führen. Das Modell findet nicht jeder Spitzen-Grüne gut.

Mit einer interessanten Doppelspitze wollen die baden-württembergischen Grünen in den kommenden Bundestagswahlkampf ziehen: Beim Parteitag am Wochenende in Reutlingen kandidieren die neue Bundesvorsitzende Franziska Brantner und ihre Vorgängerin Ricarda Lang für die Plätze eins und zwei der Landesliste. 

In Reutlingen wollen sich die Südwest-Grünen für die Bundestagswahl am 23. Februar aufstellen. Bundeschefin Brantner, die aus Heidelberg stammt, stellt sich für die Spitzenkandidatur im Südwesten zur Wahl. Die 45-Jährige hatte die Liste schon bei der Bundestagswahl 2021 angeführt und ist seit wenigen Wochen gemeinsam mit Felix Banaszak Bundesvorsitzende der Grünen.

Die ehemalige Parteichefin Ricarda Lang, die nach der Wahlschlappe der Partei in Brandenburg ihren Rückzug von der Parteispitze angekündigt hatte, kandidiert für den Listenplatz 2. Sie habe sich für den Rücktritt als Bundesvorsitzende entschieden, weil Verantwortung keine leere Floskel sein sollte, schrieb Lang auf Instagram. „Doch ich stecke noch voller Ideen, Motivation und Tatendrang“, so Lang. Deshalb wolle sie die Südwest-Grünen mit Brantner in den Wahlkampf führen. Die 30-Jährige ist seit 2021 Mitglied des Bundestages und hat ihren Wahlkreis in Backnang und Schwäbisch Gmünd.

Kretschmann: Grundsätzlich kein Freund von Doppelspitzen

Die Idee eines Spitzenduos für die Bundestagswahl kommt nicht bei allen führenden Grünen in Baden-Württemberg gut an. Es sei bekannt, dass er ganz grundsätzlich noch nie ein Freund von Doppelspitzen gewesen sei, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) jüngst auf die Pläne angesprochen. Mit dieser Position habe er sich in seiner Partei aber nicht durchsetzen können. Nun werde der Parteitag entscheiden, wie er das bewerte. 

Beide Politikerinnen verstünden etwas von Politik, lobte Kretschmann. Und beide seien in der Lage, so zu kommunizieren, dass die Wählerinnen und Wähler sie auch verstehen könnten.

Derzeit stellen die Südwest-Grünen im Bundestag 17 Abgeordnete. Nicht mehr für den Bundestag kandidiert Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, der seit dem Aus der Ampelkoalition auch das Bundesbildungsministerium führt. Özdemir hatte erst jüngst bekanntgeben, bei der Landtagswahl im Frühjahr 2026 als Spitzenkandidat der Partei für die Nachfolge von Ministerpräsident Winfried Kretschmann antreten zu wollen. Özdemir soll vor der Aufstellung der Landesliste aber eine Rede halten. Es ist die erste große Rede vor der Landespartei seit Bekanntwerden seiner Kandidatur. 

Austritt von Abgeordneter kurz vor dem Parteitag

Thema auf den Parteitagsfluren dürfte auch der Austritt der Landtagsabgeordneten Ayla Cataltepe aus der Partei werden. Die Abgeordnete aus dem Wahlkreis Göppingen hatte am Freitagnachmittag erklärt, Partei und Fraktion sofort verlassen und zur CDU wechseln zu wollen.

Cataltepe übte in ihrer Erklärung scharfe Kritik an den Grünen. „Bedauerlicherweise fanden weder meine politische Arbeit zum Schutz unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung, mein Einsatz für Grund- und Menschenrechte, meine Expertisen zu Demokratie- und verfassungsgefährdenden extremistischen Gruppierungen, noch die Hinweise zu Islamismus, politischen Islam, islamistischen Terrorismus und zur Sicherheits-, Migrations- und Integrationspolitik den dringend gebotenen und erforderlichen ernsthaften, echten Widerhall in Partei- und Fraktionsspitzen von Bündnis 90/Die Grünen Baden-Württemberg.“