„Tatort: Stille Nacht“: So ist der neue Bremer Weihnachtskrimi

Im Bremer „Tatort: Stille Nacht“ muss der Tod eines Familienoberhaupts im eigenen Haus aufgeklärt werden. Lohnt sich der Weihnachtskrimi?

Nach einem mutigen und wichtigen „Tatort“ mit dem Falke-Krimi „Schweigen“ (1. Dezember) steht am Sonntag (8. Dezember, 20:15 Uhr, das Erste) ein besonders atmosphärischer Weihnachtsfilm auf dem Programm. Im Whodunit-Krimi „Tatort: Stille Nacht“ geht es um einen toten Kapitän.

Darum geht’s im „Tatort: Stille Nacht“

Die Bremer Ermittlerinnen Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer, 35) und Linda Selb (Luise Wolfram, 37) haben Feiertagsdienst, was den beiden Singles mit teils schwierigen Familienverhältnissen privat ganz gelegen kommt. Dann werden sie zu einem Tatort gerufen: Kapitän Hendrik Wilkens (Matthias Freihof, 63) liegt erschossen in seinem Zimmer des ländlich gelegenen Familienanwesens.

Am Abend zuvor hatte er mit seinem Ehemann Bjarne Wilkens (Rainer Sellien, 61) und seinen Kindern Fabienne (Pia Barucki, 34) und Marco (Robert Höller, 36) nebst der Familie seines Sohnes und einem philippinischen Matrosen (Jernih Agapito, geb. 1991) Weihnachten gefeiert. Zunächst sieht es für die Kommissarinnen nach einem Raubmord aus. Doch wie sich dank modernster Technik herausstellt, kam der Täter nicht durchs Fenster herein …

Lohnt sich das Einschalten?

Ja. Selten zuvor gelang es einem „Tatort“ rund um Weihnachten, derart viel weihnachtliche Atmosphäre mit Lichterketten und Schneeflocken in die Kulisse zu zaubern, ohne ins Kitschige abzurutschen. Das festlich geschmückte Fachwerkanwesen, in dem der Hauptteil des Krimis spielt, bleibt noch lange im Gedächtnis. Und auch das Finale ist ungewöhnlich rührend für einen Sonntagskrimi.

Die romantische Umgebung steht im Kontrast zu den erfrischend unweihnachtlich gestimmten Hauptermittlerinnen und den unheimlich undurchsichtigen Anwesenden beim Familienfest, die allesamt verdächtig sind und in guter alte Whodunit-Krimimanier im Wohnzimmer zusammengerufen und vernommen werden – Agatha Christie (1980-1976) lässt grüßen. Angenehm ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Familienmitglieder durch die Bank von charismatischen Schauspielerinnen und Schauspielern verkörpert werden, die noch nicht oft im Sonntagskrimi zu sehen waren.

Für echte visuelle Highlights in dem Film, der fast ausschließlich aus der Perspektive der Kommissarinnen erzählt wird, sorgt die spannende Kameraführung von Christoph Krauss (59). Die Zuschauerinnen und Zuschauer sehen immer wieder die wechselnden Annahmen vom Tathergang. Und auch die Musik – inklusive der Popmusik-Weihnachtsklassiker -, für die Komponistin Jessica de Rooij (43) und Hendrik Nölle verantwortlich zeichnen, trägt zum Krimivergnügen bei.

Für den gebürtigen Bremerhavener Regisseur Sebastian Ko (geb. 1971) ist der „Tatort: Stille Nacht“ bereits der achte Sonntagskrimi seit seiner Premiere mit dem Kölner „Tatort: Kartenhaus“ im Jahr 2015. Zuletzt entstand der ebenfalls sehenswerte Bremer „Tatort: Donuts“ (2023) über die Autotuning-Szene vor Ort unter seiner Leitung. „‚Tatort: Stille Nacht‘ ist ein klassischer Whodunit mit weihnachtlichem Herz: Vergebung und Schuld in einer Bremer Schneekugel“, fasst Ko sein neuestes Werk sehr trefflich zusammen.