Die Zufriedenheit der Unternehmen mit dem Wirtschaftsstandort Niedersachsen hat merklich abgenommen. Eine Umfrage der Industrie- und Handelskammer zeichnet ein düsteres Bild.
Nur noch „befriedigend“: Der Wirtschaftsstandort Niedersachsen wird von vielen Unternehmen zunehmend schlechter bewertet. Das geht aus einer aktuellen Standortumfrage der niedersächsischen Industrie- und Handelskammer (IHKN) hervor, an der sich im August mehr als 900 Unternehmen beteiligt haben. Demnach gab es von der Gesamtwirtschaft für den Standort die Note 2,9. In der vorangegangenen Umfrage im Jahr 2021 war es eine 2,6.
Insbesondere in der Industrie habe die Standortzufriedenheit abgenommen. 35 Prozent der Industriebetriebe beurteilten die Entwicklung der Standortbedingungen negativ – lediglich 22 Prozent positiv. Dies sei kein Problem einzelner Branchen. Unterschiedliche Industriezweige, darunter die Automobilindustrie, die Grundstoffindustrie, der Maschinenbau sowie die Nahrungsmittel- und Bauindustrie seien betroffen.
Industrieller Mittelstand besonders betroffen
Dabei richteten sich die Sorgen der Unternehmen nicht mehr nur auf einzelne Probleme, sondern auf die Attraktivität des Standorts insgesamt. „Ohne Gegenmaßnahmen droht die wirtschaftliche Basis unseres Bundeslandes zu erodieren“, mahnte IHKN-Präsident Matthias Kohlmann.
Der industrielle Mittelstand, „das Rückgrat der niedersächsischen Wirtschaft“, sei besonders betroffen. Dieser leide etwa unter hohen Abgaben, steigenden Energiekosten, überbordender Bürokratie und einem zunehmenden Fachkräftemangel, teilte die IHKN mit.
Impulspapier mit 50 Maßnahmen
Deshalb legte die IHKN nun ein Impulspapier mit 50 Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit vor. Ein wesentlicher Aspekt sei ein Mentalitätswandel hin zu einer „Vorfahrt für die Wirtschaft“-Haltung, sagte Kohlmann. Die Erwirtschaftung neuen Wohlstands solle ins Zentrum gerückt werden. Dafür brauche es unter anderem schnellere Genehmigungsverfahren und die Förderung unternehmerischer Eigenverantwortung.
Kohlmann forderte: „Maßstab sollten pragmatische Lösungen und Beispiele erfolgreicher Nachbarländer sein statt kleinteiliger Detailregulierung.“ Zu den vorgeschlagenen Maßnahmen zählten ein Moratorium für neue Berichtspflichten, eine umfassende Evaluierung bestehender Regularien sowie die Streichung von sogenannten „Gold-Plating“-Vorgaben, etwa bei der Umsetzung des Green Deals.
Nach Angaben des nationalen Normenkontrollrats (NKR) wird der Begriff „Gold-Plating“ im Zusammenhang mit der Umsetzung von Regelungen aus der EU im nationalen Bereich benutzt und soll oft auf vermeidbaren Bürokratismus hinweisen.