Personalmangel: Von der Kanzlei ins Gericht – 170 Quereinsteiger bei Justiz

Aktenberge, altmodische Technik: Gerichte und Staatsanwaltschaften gelten nicht unbedingt als modernste Arbeitgeber. Und doch stößt der Staatsdienst auf Interesse.

Die Berliner Justiz hat nach einer Umfrage zahlreiche Quereinsteiger für Gerichte und Staatsanwaltschaften gewinnen können. Nach Angaben des Deutschen Richterbundes wechselten in den vergangenen fünf Jahren 170 Juristen in den Staatsdienst. Bundesweit waren es mindestens 670, wie eine Umfrage der „Deutschen Richterzeitung“ in den Bundesländern ergeben hat, auf die sich der Verband bezieht.

Da nach den Angaben lediglich 7 von 16 Ländern eine gesonderte Statistik zu Quereinsteigern führen, dürfte die tatsächliche Anzahl höher ausfallen. Die meisten Quereinsteiger gab es in den Jahren 2020 bis 2024 demnach in Berlin. Bewerbungen von Berufseinsteigern seien genauso willkommen wie von Menschen mit ersten Berufserfahrungen, teilte die Senatsjustizverwaltung auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Ein spezielles Anwerben von Quereinsteigern gebe es allerdings nicht. 

Viele Juristen zuvor als Rechtsanwälte tätig 

In Hessen wurden 156 Quereinsteiger registriert. Platz drei belegt demnach Bayern (140). Es folgen Sachsen (119), Sachsen-Anhalt (34), Bremen (27) und Mecklenburg-Vorpommern (25). Viele der Juristen waren vorher als Rechtsanwälte tätig. 

„Der Beruf des Richters oder Staatsanwalts ist für viele Juristinnen und Juristen attraktiv und lockt immer wieder auch Quereinsteiger zur Justiz“, meinte der Bundesgeschäftsführer des Richterbundes, Sven Rebehn. Umso wichtiger sei die Unterstützung der Politik. „Besonders in den Staatsanwaltschaften und Strafgerichten ist die Lage prekär, hier müssen zwei Juristen vielfach die Arbeit von dreien machen.“ Bundesweit fehlten 2.000 Stellen, sagte Rebehn. 

Bundesweit fehlt Personal bei Gerichten und Staatsanwaltschaften. Dazu steht die Justiz vor einer Pensionierungswelle. Laut Richterbund gehen in Berlin und den fünf ostdeutschen Ländern bis zu 50 Prozent aller Juristen bei Gerichten und Staatsanwaltschaften bis zum Jahr 2033 in den Ruhestand. Allein in der Hauptstadt müssen demnach in den kommenden zehn Jahren mehr als 700 Juristen ersetzt werden.