Didier Reynders: Von der Leyens Ex-Justizkommissar der Geldwäsche beschuldigt

Belgiens Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Didier Reynders – sie wirft ihm Geldwäsche vor. Bis vor wenigen Tagen war er EU-Justizkommissar, zuständig für Rechtsstaatlichkeit.

Am Dienstag hat die belgische Polizei die Anwesen des scheidenden EU-Kommissars Didier Reynders durchsucht. Stundenlang musste sich der belgische Politiker den Fragen der Ermittler stellen. Der Vorwurf: Geldwäsche. Die Staatsanwaltschaft hat die Vorwürfe gegenüber dem stern bestätigt. Zuerst haben die niederländische Plattform Follow the Money und die belgische Tageszeitung Le Soir berichtet, unter Berufung auf interne Quellen.

Reynders war bis Samstag als EU-Justizkommissar zuständig für die Rechtsstaatlichkeit der EU. Mit der Wahl der neuen EU-Kommission räumte er seinen Platz für die Belgierin Hadja Lahbib.

Geldwäsche per Lotterie-Tickets?

Nun steht er unter Verdacht, über Jahre hinweg Gelder über die belgische National-Lotterie gewaschen zu haben.

Er soll mit Geldern aus dubioser Herkunft E-Tickets im Wert zwischen einem und 100 Euro bei der Lotterie gekauft haben. Mit diesen soll er an Lottospielen teilgenommen haben und die so gewaschenen Gelder auf sein Privatkonto überwiesen haben.

Von der Leyen Verfahren 6.30

Dass sich Reynders gerade die National-Lotterie für mutmaßliche Geldwäsche ausgesucht hat, dürfte in Belgien nicht überraschen. Als Finanzminister war der liberale Politiker von 2007 bis 2011 für die „Loterie Nationale“ verantwortlich.

Reynders hat in Belgien eine lange und erfolgreiche politische Karriere hinter sich. Von 1999 bis 2011 war er Finanzminister der belgischen Regierung. Von 2011 bis 2019 Außenminister, bevor er 2019 als EU-Kommissar für Justiz vereidigt wurde.

Nicht die ersten Geldwäsche-Vorwürfe gegen Reynders

Es ist nicht das erste Mal, dass Reynders im Zentrum einer Korruptionsaffäre steht, in Belgien trägt er gar den Beinamen Teflon-Reynders. Er und sein langjähriger Berater Jean-Claude Fontinoy wurden in den vergangenen Jahren wiederholt der Korruption und Geldwäsche beschuldigt, unter anderem durch einen ehemaligen Geheimdienstagenten. Als Finanzminister hat Reynders etliche staatliche Grundstücke und Anwesen an private Investoren verkauft, die Immobiliengeschäfte sollen nicht immer sauber abgelaufen sein. Seit 2021 ermittelt die belgische Staatsanwaltschaft gegen Reynders engsten Vertrauten Fontinoy.

Im aktuellen Fall ermittele die Polizei bereits seit 2023 gegen Reynders, schreiben Le Soir und Follow the Money. Allerdings konnte sie seine Anwesen erst jetzt durchsuchen, da der Belgier mit dem Ausscheiden aus der EU-Kommission auch seine Immunität als EU-Kommissar verlor.  Reynders und sein Anwalt waren vorerst für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.