Pläne der Brombeer-Koalition: Bildungsminister kritisiert Handy-Verbot an Grundschulen

Der Entwurf des Koalitionsvertrages von CDU, BSW und SPD sieht für Grundschulen ein Handy-Verbot vor. Das Vorhaben ist „völlig lebensfremd“, sagt Thüringens scheidender Bildungsminister.

Thüringens scheidender Bildungsminister Helmut Holter (Linke) hält nichts von Plänen zu einem Nutzungsverbot für Handys an Grundschulen. „Thüringen wird damit in eine Zeit vor der digitalen Welt zurückkatapultiert, das ist eine Reise in die Vergangenheit“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. 

Selbstverständlich müssten Kinder schreiben und lesen lernen. Ohne diese Fähigkeiten könnten sie digitale Medien wie Smartphones ohnehin nicht bedienen. „Aber es muss doch darum gehen, den Anteil von digitalem und analogem Lernen auszubalancieren und nicht die eine Sache komplett zu verbieten“, sagte Holter.

Analoges Lernen statt Handy-Nutzung

Im Entwurf ihres Koalitionsvertrages haben sich CDU, BSW und SPD darauf geeinigt, die Nutzung von Handys an Grundschulen weitgehend zu verbieten. So ließen sich unter anderem Ablenkungen minimieren und die sozialen Interaktionen in der Schule verbessern. Dahinter steht aus Sicht der potenziellen Bündnis-Partner eine pädagogische Grundüberzeugung: „Wir wollen den Vorrang von analogem Lernen in der Grundschule.“

Nach Informationen aus Verhandlungskreisen soll vor allem das BSW auf diesen Passus im Entwurf des Koalitionsvertrages gedrungen haben. Schon das Sondierungspapier enthielt eine vergleichbare Absichtserklärung.

Holter: „Handy-Verbot ist völlig lebensfremd“

Holter sagte hingegen, mit dem beabsichtigten Handy-Verbot werde Kindern das Lernen sogar erschwert. „Wir müssen die Kinder dort abholen, wo sie sich bewegen und das ist heutzutage nun mal auch die digitale Welt.“ Kinder würden heute nicht zuletzt durch den Einfluss ihrer Eltern mit digitalen Medien und Geräten aufwachsen. „Dieses Handy-Verbot ist einfach völlig lebensfremd.“

Aller Voraussicht nach wird Holter nicht mehr lange Bildungsminister sein, sondern wie die gesamte geschäftsführende rot-rot-grüne Landesregierung demnächst aus dem Amt scheiden. Wer das Bildungsministerium dann führen wird, ist derzeit offen. Zuletzt hatte die Thüringer SPD öffentlich Anspruch darauf angemeldet. Auch der CDU sind allerdings Ambitionen auf die Besetzung dieses Ressorts nachgesagt worden.