Petra Nemcova überlebte nur knapp: Model blickt auf Tsunami-Katastrophe zurück

Petra Nemcova entkam 2004 bei der Tsunami-Katastrophe knapp dem Tod. Nun hat sie offen über die traumatische Erfahrung gesprochen.

Der 26. Dezember 2004 veränderte das Leben von Petra Nemcova (45) für immer. Gemeinsam mit ihrem Verlobten, dem Fotografen Simon Atlee, verbrachte das Model die Feiertage in Khao Lak, Thailand. Es war der letzte Tag ihres Urlaubs, als ein Tsunami den Indischen Ozean heimsuchte und auch ihren Ferienbungalow nicht verschonte. Ihr Verlobter überlebte die Naturkatastrophe nicht, während Nemcova sich mehrere Stunden an einer Palme festhielt und mit einem Beckenbruch und schweren inneren Verletzungen überlebte. 20 Jahre nach dem Unglück hat Nemcova nun im „People“-Magazin darüber gesprochen, wie sie heute auf die traumatischen Erlebnisse zurückblickt.

„Das letzte Mal, dass ich ihn hörte“

„Alles geschah in Sekundenbruchteilen“, so die gebürtige Tschechin. „Ich schaute auf und sah hektische Bewegungen und Menschen, die sprangen, und in der nächsten Sekunde krachte die Welle in den Bungalow und zerschlug alle Glasfenster.“ In ihre Haut hätten sich Glasscherben geschnitten, während der gesamte Bungalow im Wasser versank. Sie erinnere sich genau, wie Atlee nach ihr rief: „Ich hörte Simon meinen Namen schreien“, sagt sie. „Und das war das letzte Mal, dass ich ihn hörte.“

Nemcova erinnert sich auch noch gut an den Moment, in dem sie den eigenen Tod quasi vor Augen sah und Frieden damit schloss, zu sterben: „An einem Punkt konnte ich nicht mehr atmen. Und ich dachte: ‚Das war’s‘. Das ist mein letzter Moment. Und ich ließ los. Und das war der schönste Moment meines Lebens“, beschreibt die heute 45-Jährige. „Und dann, wie durch ein Wunder, konnte ich den Himmel wieder sehen.“

Sie habe sich an die großen Blätter einer Palme festgeklammert, wo sie sich acht Stunden lang festhielt, während sie sich nicht bewegen und ihre Beine nicht spüren konnte. Alles, was sie wahrnahm, waren die unerträglichen Schmerzen ihres zertrümmerten Beckens – aber auch den emotionalen Schaden dessen, was um sie herum geschah. Kindergeschrei habe die Luft gefüllt. „Eine halbe Stunde später konnte ich sie nicht mehr hören. Und das bedeutete, dass sie sich nicht mehr halten konnten. Ich konnte nicht zu ihnen hinausschwimmen, weil ich von Trümmern eingeschlossen war. An diesem Tag konnte ich nicht helfen. Ich hatte keine andere Wahl“, schildert Nemcova.

Heute blickt das Model vor allem auf die „vielen Lektionen“ zurück, die es aus der Katastrophe gelernt hat. Schon 2005 verwandelte sie ihre persönliche Tragödie in etwas Positives: Mit ihrem „Happy Hearts Fund“ machte sich Nemcova zum Ziel, Kinder, die solche Katastrophen erleiden, durch den Wiederaufbau sicherer Schulen in den betroffenen Gebieten zu unterstützen. „Kinder um Hilfe schreien zu hören und ihnen nicht helfen zu können, das hinterlässt einen tiefen Eindruck. Heute und jeden Tag habe ich die Wahl, zu helfen“, so Nemcova. Ihre Wohltätigkeitsarbeit habe ihr nach der Tsunami-Katastrophe geholfen, einen Lebenszweck zu finden.

Petra Nemcova stellte sich ihrer Trauer

Auch emotional versuchte Nemcova, positiv zu bleiben und sich der Herausforderung der Trauer um ihren Verlobten zu stellen. Nachdem ihre Verletzungen geheilt waren, reiste sie bereits im Frühling 2006 wieder nach Thailand, um Atlee zu ehrend und sich bei Freiwilligen und Einheimischen zu bedanken. Zudem wagte sie einen Tauchgang im Wasser – eine Aktivität, die sie und Atlee während ihres Urlaubs, nur Tage vor dem verheerenden Tsunami, genossen hatten.

Inzwischen ist Petra Nemcova auch privat wieder glücklich: 2019 heiratete sie den Unternehmer Benjamin Larretche, mit dem sie den fünfjährigen Sohn Bohdi teilt.

Sie gibt aber auch zu, dass es einige Jahre gedauert habe, bis „das Geräusch von Palmblättern, die auf das Dach eines Hotels oder Bungalows fallen“ ihren Körper nicht mehr in Panik versetzte. Sie habe aber hart daran gearbeitet, die Angst in den Griff zu bekommen. „Und dann verlor sie die MAcht über mich. Wenn man das Geschenk der Luft zu schätzen weiß, wenn man die Fähigkeit schätzt, seine Beine bewegen zu können, ist alles viel reicher“, sagt Nemcova. „Das Leben ist glücklicher. Man lebt, statt nur zu überleben.“