Agrarprodukt ohne Abnehmer: Schäfer suchen Vermarktungsmöglichkeiten für die Wolle

Schafwolle aus Deutschland hat auf dem Weltmarkt kaum eine Chance und in Thüringen bleiben die Schäfer bisweilen gar auf dem Schurgut sitzen. Neue Ideen sind gefragt.

Thüringens Schäfer möchten wieder mehr Wertschätzung für regional produzierte Schafwolle. „Die Betriebe, die im Frühjahr und Sommer ihre Tiere haben scheren lassen, haben ihre Wolle kostenlos abgegeben“, sagte Uwe Erl, Zuchtleiter beim Landesverband Thüringer Schafzüchter. Nur so habe überhaupt der nötige Platz für die nächste Wolle in den Lagern geschaffen werden können. „Gleichzeitig mussten wir aber die Schafscherer und die Lagerung bezahlen.“

Hintergrund ist, dass Schafwolle aus Deutschland auf dem Weltmarkt kaum Chancen hat. „Deutsche Wolle spielt in der Menge fast überhaupt keine Rolle mehr, seit der Corona-Pandemie ist die Abgabe an internationale Händler quasi zusammengebrochen“, fasste Stefanie Schröter zusammen. Sie leitet bei der Naturstiftung David ein Projekt zur Unterstützung von Thüringer Schäfereibetriebe, die in der Landschaftspflege tätig sind. Ein Problem sei, dass die deutsche Wolle nicht so fein ist wie die etwa von australischen Schafen. Dennoch habe sie als Rohstoff Potenzial, betont Schröter.

Dünger, Plastikersatz und Baumaterial

Pellets aus Schafwolle eigneten sich etwa zum Düngen, zudem könnte sie für Vliese und Matten genutzt werden. „Denkbar wäre auch, mit der Wolle Kunststoffe in der Forstwirtschaft zu ersetzen, etwa beim Schutz junger Bäume vor Verbiss, oder als Pflanztöpfchen, die verrotten können.“ Auch als Dämmmaterial und im Schallschutz sieht sie Einsatzmöglichkeiten. Nicht zuletzt könne die Wolle auch für Kleidung genutzt werden. „Zur Not dann entsprechend gefüttert, damit zum Beispiel ein Pullover nicht kratzt.“

Ein Problem sei, dass es in Deutschland kaum noch Infrastruktur gebe, um Wolle zu verarbeiten. Unverarbeitet gelten für das tierische Nebenprodukt für den Transport aber strenge Auflagen. So sei es schon teuer, die Wolle in spezielle Waschanlagen selbst ins benachbarte Ausland zu bringen. Nötig sei also, Netzwerke innerhalb Deutschlands aufzubauen zwischen Schäfereien, Wollproduzenten und möglichen Verarbeitern. „Wir hoffen, dass ein Umdenken stattfindet, und Regionalität und Nachhaltigkeit als entscheidende Faktoren bei unserer Wolle in den Vordergrund treten“, so Erl.

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